Laienreanimationstraining in Österreich: Eine Übersicht und Annäherung

Das frühzeitige Eingreifen von Laien bei einem Herzstillstand verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit und das neurologische Outcome erheblich. In Österreich gibt es einige Organisationen und Initiativen, die durch Reanimationsschulungen für Laien einerseits- und Awarenessbildung für den plötzlichen Herztod andererseits versuchen, die aktuell niedrige Überlebenswahrscheinlichkeit des plötzlichen Herztodes zu steigern.

Gemeinsam mit dem Österreichischen Rat für Wiederbelebung (ARC; www.wiederbelebung.at) konnte PULS nun in dieser Fragebogenstudie erstmalig ein Überblick über die verschiedenen entsprechenden Organisationen in Österreich gegeben. Es wurde ein starkes Stadt-Land-Gefälle bei der Verteilung der Initiativen gezeigt; dies führt zu einer unterschiedlichen Erreichbarkeit von Personen im ländlichen und urbanen Raum. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass das Laienreanimationstraining in Österreich größtenteils von ehrenamtlichem Engagement abhängig ist. In Bezug auf organisationsübergreifende Zusammenarbeit wird PULS als Vorzeigeprojekt angeführt.

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Live-Übertragung des Point-of-Care-Ultraschalls während einer präklinischen Reanimation – eine Machbarkeitsstudie

Live stream of prehospital point-of-care ultrasound during cardiopulmonary resuscitation – A feasibility trial

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Herausforderungen in der präklinischen Forschung beschrieben und verschiedene Konzepte, welche bereits in Wien umgesetzt wurden, vorgestellt. Ein Teil des Autoren-Teams ist bei PULS tätig.

Diese Studie untersuchte die Durchführbarkeit der Verwendung einer Live-Übertragung von Ultraschallbildern während einer präklinischen Reanimation. Durch die Unterstützung der Telemedizin können erfahrene KollegInnen, welche sich zentral an einem anderen Ort befinden, bei der Auswertung der Ultraschallbilder helfen. Ein Teil des AutorInnen-Teams aus Wien engagiert sich bei PULS. Das primäre Ziel dieser Studie war die Auswertung, ob der Ultraschall mit telemedizinischer Unterstützung sicher in den Reanimationsalgorithmus integriert werden kann, und die Analyse der „hands-off-Zeit“ (= Pause in der keine Herzdruckmassage durchgeführt wird) vor, während, und nach der Ultraschalluntersuchung. Es konnte demonstriert werden, dass die Durchführung des Ultraschalls während der Rhythmusanalyse sicher möglich ist und dadurch keine zusätzlichen Pausen der Herzdruckmassage entstehen.

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Einheitliche Angabe von Daten in der Forschung bei First-Responder-Systemen, Handy-Alarmierungen von First-Respondern und Defi-Netzwerken

Reporting standard for describing first responder systems, smartphone alerting systems, and AED networks

In dieser kürzlich veröffentlichten Publikation wurde eine Übersicht bzw. ein Vorschlag zu jenen Daten vorgestellt, welche in der Beforschung von First-Responder-Systemen zur Behandlung von außerklinischen Kreislaufstillständen angegeben werden sollten. Dieses Konsensus-Statement wurde durch ein AutorInnen-Team aus 13 Ländern weltweit erstellt –  ein Teil davon von PULS .

Vor mehr als 30 Jahren wurde durch den „Utstein-Style“ ein Mindestmaß an Angaben vorgestellt, welche in der Forschung rund um die Reanimation ausgewertet werden sollten. Diese wurden zuletzt 2015 aktualisiert, beschäftigten sich jedoch noch nicht mit First-Responder-Systemen. Daher wurden nun von internationalen ExpertInnen Datenpunkte vorgeschlagen, die in der First-Responder-Forschung angegeben werden sollten. Die AutorInnen konnten sich in einem mehrstufigen Diskussionsprozess auf 68 Kernelemente und 21 weitere Elemente in den folgenden fünf Kategorien einigen: First-Responder-Systeme, Alarmierung von First-Respondern, Technologie & Algorithmus, Datensammlung, und Defibrillatoren.

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Forschung in der Präklinik durch zusätzliche Teams vor Ort – verschiedene Konzepte und Lernpunkte

Prehospital emergency medicine research by additional teams on scene – Concepts and lessons learned

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Herausforderungen in der präklinischen Forschung beschrieben und verschiedene Konzepte, welche bereits in Wien umgesetzt wurden, vorgestellt. Ein Teil des Autoren-Teams ist bei PULS tätig.

Obwohl die initiale Versorgung eines Notfallpatienten einen erheblichen Einfluss auf die Prognose hat, wird der präklinischen Forschung aufgrund verschiedener Schwierigkeiten oft nur unzureichende Aufmerksamkeit gewidmet. Ein Problem bei der Betrachtung von retrospektiven Daten ist, dass sie das Risiko bergen, unvollständig zu sein. Daher werden vom Studienteam prospektive Konzepte vorgestellt, bei denen zusätzliche Teams direkt an der Einsatzstelle bei Notrufen eingesetzt werden, beispielsweise speziell alarmierte Supervisor-Einheiten oder Notarzt-Studien-Fahrzeuge. Der Artikel gibt Einblicke in die Entwicklung, die aktuelle Situation und die Erfahrungen, die bei der Überwindung bestimmter Hindernisse und der Nutzung bestehender und neuer Hilfsmittel in Wien gemacht wurden. Das Ziel ist es, andere Forschungsgruppen, die noch keine entsprechenden Erfahrungen haben, bei der Planung zukünftiger Studien in der Präklinik zu unterstützen.

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Aus den Augen – aus dem Sinn? Die Notwendigkeit eines professionalen und standardisierten First-Responder Unterstützungssystems

Out of sight – Out of mind? The need for a professional and standardized peri-mission first responder support model

First-Responder sind ein wesentlicher Bestandteil der Überlebenskette, da sie die Zeit bis zum Start der Herzdruckmassage und Defibrillation erheblich verkürzen können. Der Einsatz von First Respondern bei einem außerklinischen Herz-Kreislaufstillstand, um die Zeit bis zum Eintreffen des professionellen Rettungsdiensts zu überbrücken, wird von den internationalen Leitlinien empfohlen, und der positive Effekt auf die Überlebenswahrscheinlichkeit konnte bereits in vielen Studien gezeigt werden. In der Phase zwischen den Einsätzen besteht jedoch die Gefahr, dass auf diese First-Responder „vergessen“-, und ihr Engagement als selbstverständlich angesehen wird. Zusätzlich müssen auch die möglichen psychologischen Auswirkungen der Einsätze auf First-Respondern bedacht werden.

Daher hat das Studienteam unter Führung von PULS-Mitgliedern in diesem Artikel mehrere Verbesserungen und Ansatzpunkte für das „Wohlbefinden“ der First Responder vorgeschlagen, um zu verhindern, dass diese aufgrund psychologischer Probleme oder mangelnder Motivation aus dem System ausscheiden. Es wird ein standardisiertes Unterstützungssystem für Ersthelfer (first responder support system (FRSS)) vorgestellt, das sicherstellen soll, dass Ersthelfer auf ihre psychologische Gesundheit achten können und die Motivation durch Wertschätzung aufrecht gehalten wird. Dieses mehrstufige Programm sollte eine maßgeschneiderte medizinische Ausbildung für die First Responder und eine standardisierte Nachbesprechung umfassen, sowie den aktiven Kontakt nach ihren Einsätzen suchen, um die möglicherweise benötigte professionelle psychologische Unterstützung zu erleichtern.

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Außerklinischer Herz-Kreislaufstillstand in der Öffentlichkeit in Wohngebieten

Public Out-of-Hospital Cardiac Arrest in Residential Neighborhoods

In einer internationalen Zusammenarbeit zwischen u.a. österreichischen und dänischen WissenschaftlerInnen (teils von PULS) wurden die Charakteristika von außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillständen (Out-of-Hospital Cardiac Arrest (OHCA)) in Wohngebieten analysiert. Im Gegensatz zu belebten öffentlichen Plätzen gibt es in Wohngebieten weniger direkt zugängliche automatische externe Defibrillatoren (AED) und weniger geschultes Personal vor Ort, was die Möglichkeiten einer frühzeitigen Wiederbelebung durch Umstehende einschränkt.  Dafür wurden Kreislaufstillstände in Wohngebieten mit jenen an anderen öffentlichen Gegenden wie Einkaufszentren, Flughäfen, und belebten öffentliche Plätzen verglichen.  Öffentliche OHCAs aus Wien (2018-2021) und Kopenhagen (2016-2020) wurden in Wohngebiet und Nicht-Wohngebiet eingeteilt und die Laien-Reanimationsrate, das Anbringen eines AEDs, die tatsächliche Schockabgabe, und die 30-Tage-Überlebensrate in den beiden Gruppen verglichen.

Insgesamt konnten so 1.083 OHCAs in Wohngebieten und 623 in Nicht-Wohngebieten analysiert werden. Zwei Drittel der öffentlichen OHCAs (63,5%) ereigneten sich in Wohngebieten, es wurden dort weniger Wiederbelebungsmaßnahmen vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt (76% vs. 84%), weniger AEDs angebracht (31% vs. 44%) und die Zahl an tatsächlichen Schockabgaben war geringer (15% vs. 27%).

Zusätzlich zeigte sich eine geringere 30-Tage-Überlebensrate in Wohngebieten als in Nicht-Wohngebieten (25% vs. 36%).

Insgesamt schlussfolgern die AutorInnen deshalb, dass gezielte Anstrengungen zur Verbesserung der frühzeitigen Laien-Reanimation und Defibrillation bei öffentlichen OHCA-PatientInnen in Wohnvierteln erforderlich sind: Öffentliche OHCAs in Wohnvierteln sind eine wichtige Untergruppe, auf die künftige Interventionen zur Verbesserung des Überlebens von OHCAs abzielen sollten. Eine Möglichkeit dafür könnte der Ausbau von First-Responder-Systemen in diesen Gebieten sein. PULS leistet hier bereits durch die Kooperation mit Wiener Wohnen (Schulungen und AED-Platzierungen in Gemeindebauten) Pionierarbeit.

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PolizistInnen erhöhen Überlebenswahrscheinlichkeit beim plötzlichen Herztod

In einer kürzlich veröffentlichten Studie im BMC Emergency Medicine konnte gezeigt werden, dass PolizistInnen die Überlebenswahrscheinlichkeit bei PatientInnen mit einem Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses signifikant steigern können. Die Studie hat den Einfluss der lokalen Polizei als First Responder auf Überlebensraten beim plötzlichen Herztod in Navarra, Spanien zwischen 2014 und 2020 untersucht. Es konnte nicht nur gezeigt werden, dass mit den Wiederbelebungsmaßnahmen im Durchschnitt ca. 5 Minuten früher begonnen wird (Polizei 6,6 Minuten vs. Rettungsdienst 11 Minuten), sondern auch, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich höher ist. In dieser Studie beträgt die Gesamtüberlebensrate, der von der Polizei erstversorgten PatientInnen 17,8 %, und die der Rettungsdienste 13,5 %. Das bedeutet einen Anstieg der Überlebenswahrscheinlichkeit bei Ersteintreffen von der Polizei um 10,1%.

Die AutorInnen schließen daraus, dass die Schulung der PolizistInnen in den Wiederbelebungsmaßnahmen und die Ausstattung der Streifenwägen mit Defibrillatoren das Leben von Personen, die einen plötzlichen Herztod erleiden, retten können. Die Polizei ist durch ihre potenziell kürzeren Eintreffzeiten bei den PatientInnen eine wirksame und ergänzende Strategie zur Verbesserung der Überlebensrate.

Deshalb arbeitet PULS bereits seit 2013 mit der Wiener Polizei zusammen und schult die PolizistInnen in der Reanimation. So konnten bereits unzählige Leben in Wien durch PolizistInnen gerettet werden.

Nähere Infos zu dem Projekt in Wien findest Du hier: „First Responder Polizei Wien“

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PULS-Studie zu AED-Unterschieden publiziert

In einer Zusammenarbeit zwischen PULS, der Berufsrettung Wien, und der Medizinischen Universität Wien konnte eine Analyse betreffend Unterschiede zwischen verschiedenen Defi-Modellen bei Einsätzen im Rahmen des First Responder Projektes der Wiener Polizei im Fachjournal Journal of Cardiovascular Development and Disease publiziert werden. Das Polizei-First Responder Projekt ist seit einigen Jahren ein internationales Vorzeigemodell und konnte bereits nachgewiesenermaßen das Outcome von PatientInnen nach plötzlichem Herztod verbessern. In der nun vorliegenden Studie war erfreulicherweise sichtbar, dass es keinen klaren Sieger oder Verlierer unter den untersuchten Defis gab. Trotzem erwähnenswert sind unterschiedlich lange Zeitphasen während der Verwendung, was die Frage nach Adaptierungen und etwaigen speziellen Trainingsmethoden für professionelle First-Responder aufwirft.

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Publikation zu persönlichem Schutz von alarmierten ErsthelferInnen

Ein Letter to the Editor mit PULS-Beteiligung schlägt im Journal Resuscitation Plus fünf Punkte vor, um die Sicherheit bei Ersthelfer-Reanimationen zu verbessern:

1. Die/der ErsthelferIn sollen eine Mindestqualifikation und ein Mindestalter aufweisen.
2. Der/die ErsthelferIn sollen auf Selbstschutz geschult sein.
3. Der/die ErsthelferIn sollen Einsätze ablehnen können.
4. Auf Gefahren geschulte Ersthelfer-Zentren sollen Einsätze begleiten können.
5. Die Rettungsleitstelle der Einsätze sollen Einsätze abbrechen können, wenn Gefahr für den ErsthelferIn erkannt wurde.

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Reanimation mit Covid-Schutzausrüstung

Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit bei Reanimation durch persönliche Covid-Schutzausrüstung sichergestellt

Die Universitätsklinik für Notfallmedizin von MedUni Wien und AKH Wien zählt zu den weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Rettungsmedizin und der Wiederbelebung nach Herzstillstand. In einer gemeinsamen Studie von Puls, MedUni und Berufsrettung Wien konnte gezeigt werden, dass die Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit auch unter Covid-Schutzmaßnahmen sichergestellt ist. In lebensnahen Szenarien führten die NotfallsanitäterInnen der Berufsrettung Wien Wiederbelebungsmaßnahmen in voller Schutzausrüstung durch.

„Die Wiederbelebung nach Kreislaufstillstand, zum Beispiel im Rahmen des ‚plötzlichen Herztods‘, zählt zu den herausforderndsten Maßnahmen in der Rettungs- und Notfallmedizin.  Umso wichtiger ist es, dass diese oft lebensrettenden Maßnahmen auch in der derzeitigen Situation in der gewohnt hohen Qualität durchgeführt werden können.“ erklärt Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident von Puls.

Ziel: Frühere Studien legten nahe, dass die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) die Qualität der der Intensivmedizin beeinträchtigt. Im Sinne eines größtmöglichen Selbstschutzes gilt das Tragen von FFP-Masken auch für Notfall-SanitäterInnen. Die Studie untersuchte, wie das Tragen einer FFP-Maske die Rettungskräfte bei grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen (Reanimation) an PatientInnen mit einer möglichen SARS-CoV-2-Infektion beeinflusst.

Methoden: Um Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit in Reanimation-Situationen zu beurteilen, gibt es valide Testmethoden. Das Ziel der Studie war es, den Einfluss von verschiedenen Arten von FFP-Masken auf diese beiden neuropsychologischen Komponenten des Rettungsdienstpersonals in Reanimation-Situationen zu untersuchen.

An der Studie nahmen 48 SanitäterInnen teil. Für die Untersuchung wurden sie in Teams eingeteilt, die dann jeweils drei Stockwerke mit ihrer kompletten Notfall-Ausrüstung hinauf liefen und dort zwölf Minuten lang Reanimations-Szenarien entsprechend den aktuellen ECR-Leitlinien an Übungspuppen absolvierten. Dabei trugen sie entweder

  • keine FFP2-Maske,
  • eine FFP2-Maske mit Ausatemventil oder
  • eine herkömmliche FFP2-Maske.

Die Teams und Interventionssequenzen wurden ständig zufällig verändert. Ein Psychologe maß unmittelbar nach jedem Durchgang die Veränderung der Konzentrationsleistung aller Teilnehmenden.

Schlussfolgerung: PSA, einschließlich Masken mit und ohne Exspirationsventil, ist sicher in der Anwendung ohne Bedenken hinsichtlich der Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit von Notfall-SanitäterInnen.

Zitation: The use of personal protection equipment does not negatively affect paramedics’ attention and dexterity: a prospective triple-cross over randomized controlled non-inferiority trial

Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine volume 30, Article number: 2 (2022) DOI: https://doi.org/10.1186/s13049-021-00990-3

Calvin Lukas Kienbacher, Jürgen Grafeneder, Katharina Tscherny, Mario Krammel, Verena Fuhrmann, Maximilian Niederer, Sabine Neudorfsky, Klaus Herbich, Wolfgang Schreiber, Harald Herkner, Dominik Roth