Angepasstes Laienreanimationstraining für spefizische Bevölkerungsgruppen – Eine Übersichtsarbeit

Tailored Basic Life Support Training for Specific Layperson Populations – A Scoping Review

In dieser kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit beschäftigt sich ein internationales AutorInnen-Team mit der bisherigen Evidenz von angepassten Laienreanimationstrainings für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Ein Teil der StudienautorInnen engagiert sich auch bei PULS.

Obwohl die enorme Wichtigkeit von der schneller Laienreanimation allgemein bekannt ist, gibt es bisher wenig Daten darüber, ob an verschiedene Bevölkerungsgruppen speziell angepasste Reanimationskurse sinnvoll wären, und falls ja, für welche. Insgesamt konnten im Rahmen dieser Übersichtsarbeit acht Studien zu dem Thema identifiziert werden. Davon beschäftigen sich sieben Studien mit angepassten Kurskonzepten für Personen mit besonderen Bedürfnissen wie Sehbeeinträchtigungen oder Hörbeinträchtigungen, und eine Studie mit einem Reanimationstraining für Personen mit Migrationshintergrund. Insgesamt schlussfolgern die AutorInnen, dass angepasste Laienreanimationstrainings  für bestimmte Bevölkerungsgruppen sinnvoll sind und es dadurch möglich ist, dass Personen aus diesen Gruppen in den Pool potenzieller HelferInnen bei der Wiederbelebung aufgenommen werden können.

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Internationale Aspekte der Überlebenskette beim außerklinischen und innerklinischen Herzkreislaufstillstand – Eine Übersichtsarbeit

International facets of the “chain of survival” for out-of-hospital and in-hospital cardiac arrest – A scoping review

Ein internationales AutorInnen-Team (PULS-Mitglieder führend involviert) beschäftigt sich in dieser Übersichtsarbeit mit verschiedensten international veröffentlichten Konzepten der Überlebenskette bzw. Rettungskette.  Dabei setzten sich die AutorInnen mit den einzelnen Aspekten dieser auseinander, und versuchten Strategien zur Anpassung der Überlebenskette zu finden. Ein zusätzliches Ziel war es Studien zu identifizieren, welche sich mit der Auswirkung der Überlebenskette auf die Lehre und das Überleben eines plötzlichen Herztodes beschäftigen.

Insgesamt wurden 43 Studien gefunden, welche sich mit der Überlebenskette beschäftigen. Dabei wurden angepasste Konzepte der 1991 ursprünglich publizierten Überlebenskette für folgende Themen rund um die Reanimation beschrieben: Innerklinischer Kreislaufstillstand, Kinderreanimation, Reanimation bei Masenveranstaltung, mit Beachtung von kulturellen Besonderheiten in China, mit Fokus auf Sekundärprävention nach Kammerflimmern,  für die Rehabilitation nach einem Kreislaufstillstand, vorbeugende Maßnahmen um den Kreislaufstillstand zu verhindern, die Unterstützung von Angehörigen im Rahmen eines Kreislaufstillstands, Anpassungen in Low-Resource Settings, sowie ein Überlebensnetz, welches das gesamte umfassende, lebensrettende System miteinbezieht. Auch wurden zahlreiche Überlebensketten, welche sich nicht direkt mit dem Kreislaufstillstand beschäftigen, gefunden.

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Inzidenzen und Überleben von Herz-Kreislaufstillstand in öffentlichen Wohnanlagen von drei Europäischen Hauptstädten

Incidence and Survival of Out-of-Hospital Cardiac Arrest in Public Housing Areas in 3 European Capitals

Diese von drei PULS-Mitarbeitern mitverfasste Studie beleuchtet Herz-Kreislaufstillstände an Orten wie beispielsweise Gemeindebauten. Neben Amsterdam und Kopenhagen wurden die entsprechenden Einsatzzahlen auch in Wien evaluiert, wo ca. 32% aller Fälle im Beobachtungszeitraum im sogenannten „public housing“ auftraten. Ein Vergleich mit anderen Stadtarealen zeigte hier eine niedrigere Wahrscheinlichkeit einen Kreislaufstillstand zu überleben, weshalb spezielle Programme zur Verbesserung dieser Situation angezeigt erscheinen. PULS setzt sich hier etwa für öffentliche Defibrillatoren in Gemeindebauten ein.

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Effektivität von zweiköpfigen Rettungsteams bei erweiterten Reanimationsmaßnahmen: Eine Übersichtsarbeit

Efficiency of two-member crews in delivering prehospital advanced life support cardiopulmonary resuscitation: A scoping review

In dieser kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit beschäftigt sich ein internationales AutorInnen-Team (unter anderem von PULS) mit der bisherigen Evidenz, Daten und auch Wissenslücken bei der Anwendung von erweiterten Reanimationsmaßnahmen von zweiköpfigen Rettungsteams beim außerklinischen Kreislaufstillstand.

Obwohol es an umfassenden Daten zur Anpassung des empfohlenen Algorithmus für erweiterte Reanimationsmaßnahmen bei zweiköpfigen Rettungsteams mangelt, konnten einige potentielle spezifische Änderungen identifiziert werden. Die Anpassungen des universellen Reanimationsalgorithmus für zweiköpfigen Rettungsteams zielen auf den Einsatz von mechanischen Brustkorbkompressionsgeräten, vorgefüllten Medikamentenspritzen und automatisierten Protokollen ab, und es konnten Hinweise gefunden werden, dass diese die Performance der zweiköpfigen Teams verbessern können. Diese Erkenntnisse wurden jedoch zum größten Teil aus Simulationsstudien gewonnen und unterstreichen den Bedarf von weiteren umfassenderen Untersuchungen in diesem Gebiet.

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Laienreanimationstraining in Österreich: Eine Übersicht und Annäherung

Das frühzeitige Eingreifen von Laien bei einem Herzstillstand verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit und das neurologische Outcome erheblich. In Österreich gibt es einige Organisationen und Initiativen, die durch Reanimationsschulungen für Laien einerseits- und Awarenessbildung für den plötzlichen Herztod andererseits versuchen, die aktuell niedrige Überlebenswahrscheinlichkeit des plötzlichen Herztodes zu steigern.

Gemeinsam mit dem Österreichischen Rat für Wiederbelebung (ARC; www.wiederbelebung.at) konnte PULS nun in dieser Fragebogenstudie erstmalig ein Überblick über die verschiedenen entsprechenden Organisationen in Österreich gegeben. Es wurde ein starkes Stadt-Land-Gefälle bei der Verteilung der Initiativen gezeigt; dies führt zu einer unterschiedlichen Erreichbarkeit von Personen im ländlichen und urbanen Raum. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass das Laienreanimationstraining in Österreich größtenteils von ehrenamtlichem Engagement abhängig ist. In Bezug auf organisationsübergreifende Zusammenarbeit wird PULS als Vorzeigeprojekt angeführt.

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Live-Übertragung des Point-of-Care-Ultraschalls während einer präklinischen Reanimation – eine Machbarkeitsstudie

Live stream of prehospital point-of-care ultrasound during cardiopulmonary resuscitation – A feasibility trial

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Herausforderungen in der präklinischen Forschung beschrieben und verschiedene Konzepte, welche bereits in Wien umgesetzt wurden, vorgestellt. Ein Teil des Autoren-Teams ist bei PULS tätig.

Diese Studie untersuchte die Durchführbarkeit der Verwendung einer Live-Übertragung von Ultraschallbildern während einer präklinischen Reanimation. Durch die Unterstützung der Telemedizin können erfahrene KollegInnen, welche sich zentral an einem anderen Ort befinden, bei der Auswertung der Ultraschallbilder helfen. Ein Teil des AutorInnen-Teams aus Wien engagiert sich bei PULS. Das primäre Ziel dieser Studie war die Auswertung, ob der Ultraschall mit telemedizinischer Unterstützung sicher in den Reanimationsalgorithmus integriert werden kann, und die Analyse der „hands-off-Zeit“ (= Pause in der keine Herzdruckmassage durchgeführt wird) vor, während, und nach der Ultraschalluntersuchung. Es konnte demonstriert werden, dass die Durchführung des Ultraschalls während der Rhythmusanalyse sicher möglich ist und dadurch keine zusätzlichen Pausen der Herzdruckmassage entstehen.

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Einheitliche Angabe von Daten in der Forschung bei First-Responder-Systemen, Handy-Alarmierungen von First-Respondern und Defi-Netzwerken

Reporting standard for describing first responder systems, smartphone alerting systems, and AED networks

In dieser kürzlich veröffentlichten Publikation wurde eine Übersicht bzw. ein Vorschlag zu jenen Daten vorgestellt, welche in der Beforschung von First-Responder-Systemen zur Behandlung von außerklinischen Kreislaufstillständen angegeben werden sollten. Dieses Konsensus-Statement wurde durch ein AutorInnen-Team aus 13 Ländern weltweit erstellt –  ein Teil davon von PULS .

Vor mehr als 30 Jahren wurde durch den „Utstein-Style“ ein Mindestmaß an Angaben vorgestellt, welche in der Forschung rund um die Reanimation ausgewertet werden sollten. Diese wurden zuletzt 2015 aktualisiert, beschäftigten sich jedoch noch nicht mit First-Responder-Systemen. Daher wurden nun von internationalen ExpertInnen Datenpunkte vorgeschlagen, die in der First-Responder-Forschung angegeben werden sollten. Die AutorInnen konnten sich in einem mehrstufigen Diskussionsprozess auf 68 Kernelemente und 21 weitere Elemente in den folgenden fünf Kategorien einigen: First-Responder-Systeme, Alarmierung von First-Respondern, Technologie & Algorithmus, Datensammlung, und Defibrillatoren.

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Forschung in der Präklinik durch zusätzliche Teams vor Ort – verschiedene Konzepte und Lernpunkte

Prehospital emergency medicine research by additional teams on scene – Concepts and lessons learned

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Herausforderungen in der präklinischen Forschung beschrieben und verschiedene Konzepte, welche bereits in Wien umgesetzt wurden, vorgestellt. Ein Teil des Autoren-Teams ist bei PULS tätig.

Obwohl die initiale Versorgung eines Notfallpatienten einen erheblichen Einfluss auf die Prognose hat, wird der präklinischen Forschung aufgrund verschiedener Schwierigkeiten oft nur unzureichende Aufmerksamkeit gewidmet. Ein Problem bei der Betrachtung von retrospektiven Daten ist, dass sie das Risiko bergen, unvollständig zu sein. Daher werden vom Studienteam prospektive Konzepte vorgestellt, bei denen zusätzliche Teams direkt an der Einsatzstelle bei Notrufen eingesetzt werden, beispielsweise speziell alarmierte Supervisor-Einheiten oder Notarzt-Studien-Fahrzeuge. Der Artikel gibt Einblicke in die Entwicklung, die aktuelle Situation und die Erfahrungen, die bei der Überwindung bestimmter Hindernisse und der Nutzung bestehender und neuer Hilfsmittel in Wien gemacht wurden. Das Ziel ist es, andere Forschungsgruppen, die noch keine entsprechenden Erfahrungen haben, bei der Planung zukünftiger Studien in der Präklinik zu unterstützen.

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Aus den Augen – aus dem Sinn? Die Notwendigkeit eines professionalen und standardisierten First-Responder Unterstützungssystems

Out of sight – Out of mind? The need for a professional and standardized peri-mission first responder support model

First-Responder sind ein wesentlicher Bestandteil der Überlebenskette, da sie die Zeit bis zum Start der Herzdruckmassage und Defibrillation erheblich verkürzen können. Der Einsatz von First Respondern bei einem außerklinischen Herz-Kreislaufstillstand, um die Zeit bis zum Eintreffen des professionellen Rettungsdiensts zu überbrücken, wird von den internationalen Leitlinien empfohlen, und der positive Effekt auf die Überlebenswahrscheinlichkeit konnte bereits in vielen Studien gezeigt werden. In der Phase zwischen den Einsätzen besteht jedoch die Gefahr, dass auf diese First-Responder „vergessen“-, und ihr Engagement als selbstverständlich angesehen wird. Zusätzlich müssen auch die möglichen psychologischen Auswirkungen der Einsätze auf First-Respondern bedacht werden.

Daher hat das Studienteam unter Führung von PULS-Mitgliedern in diesem Artikel mehrere Verbesserungen und Ansatzpunkte für das „Wohlbefinden“ der First Responder vorgeschlagen, um zu verhindern, dass diese aufgrund psychologischer Probleme oder mangelnder Motivation aus dem System ausscheiden. Es wird ein standardisiertes Unterstützungssystem für Ersthelfer (first responder support system (FRSS)) vorgestellt, das sicherstellen soll, dass Ersthelfer auf ihre psychologische Gesundheit achten können und die Motivation durch Wertschätzung aufrecht gehalten wird. Dieses mehrstufige Programm sollte eine maßgeschneiderte medizinische Ausbildung für die First Responder und eine standardisierte Nachbesprechung umfassen, sowie den aktiven Kontakt nach ihren Einsätzen suchen, um die möglicherweise benötigte professionelle psychologische Unterstützung zu erleichtern.

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Außerklinischer Herz-Kreislaufstillstand in der Öffentlichkeit in Wohngebieten

Public Out-of-Hospital Cardiac Arrest in Residential Neighborhoods

In einer internationalen Zusammenarbeit zwischen u.a. österreichischen und dänischen WissenschaftlerInnen (teils von PULS) wurden die Charakteristika von außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillständen (Out-of-Hospital Cardiac Arrest (OHCA)) in Wohngebieten analysiert. Im Gegensatz zu belebten öffentlichen Plätzen gibt es in Wohngebieten weniger direkt zugängliche automatische externe Defibrillatoren (AED) und weniger geschultes Personal vor Ort, was die Möglichkeiten einer frühzeitigen Wiederbelebung durch Umstehende einschränkt.  Dafür wurden Kreislaufstillstände in Wohngebieten mit jenen an anderen öffentlichen Gegenden wie Einkaufszentren, Flughäfen, und belebten öffentliche Plätzen verglichen.  Öffentliche OHCAs aus Wien (2018-2021) und Kopenhagen (2016-2020) wurden in Wohngebiet und Nicht-Wohngebiet eingeteilt und die Laien-Reanimationsrate, das Anbringen eines AEDs, die tatsächliche Schockabgabe, und die 30-Tage-Überlebensrate in den beiden Gruppen verglichen.

Insgesamt konnten so 1.083 OHCAs in Wohngebieten und 623 in Nicht-Wohngebieten analysiert werden. Zwei Drittel der öffentlichen OHCAs (63,5%) ereigneten sich in Wohngebieten, es wurden dort weniger Wiederbelebungsmaßnahmen vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt (76% vs. 84%), weniger AEDs angebracht (31% vs. 44%) und die Zahl an tatsächlichen Schockabgaben war geringer (15% vs. 27%).

Zusätzlich zeigte sich eine geringere 30-Tage-Überlebensrate in Wohngebieten als in Nicht-Wohngebieten (25% vs. 36%).

Insgesamt schlussfolgern die AutorInnen deshalb, dass gezielte Anstrengungen zur Verbesserung der frühzeitigen Laien-Reanimation und Defibrillation bei öffentlichen OHCA-PatientInnen in Wohnvierteln erforderlich sind: Öffentliche OHCAs in Wohnvierteln sind eine wichtige Untergruppe, auf die künftige Interventionen zur Verbesserung des Überlebens von OHCAs abzielen sollten. Eine Möglichkeit dafür könnte der Ausbau von First-Responder-Systemen in diesen Gebieten sein. PULS leistet hier bereits durch die Kooperation mit Wiener Wohnen (Schulungen und AED-Platzierungen in Gemeindebauten) Pionierarbeit.

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