Zwei neue wissenschaftliche Publikationen mit PULS-Beteiligung:

Verwendung von Social Media für Forschung zur Basisreanimation und Themengebiete von Abstracts bei Reanimationskongressen 

Unter Mitarbeit von PULS wurden kürzlich zwei Übersichtsarbeiten zur Verwendung von Social Media für Forschung zur Basisreanimation, und zu den Themengebieten von Abstracts bei Reanimationskongressen jeweils in einem wissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht.

Ein Leben ohne Social Media ist für viele unvorstellbar und es wird auch in der Forschung, einschließlich der Reanimationsforschung, immer häufiger eingesetzt. In dieser Übersichtsarbeit fassen die Autor*innen den bisherigen Nutzen von Social Media für die Forschung in der Erwachsenenreanimation zusammen. Es wird vor allem für die Datenanalyse und die Datensammlung genutzt, wobei YouTube und X, vormals Twitter, die beiden meistgenutzten Plattformen sind.

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In der Arbeit „Analyzing Resuscitation Conference Content Through the Lens of the Chain of Survival“ haben die Autor*innen Abstracts – also Kurzzusammenfassungen noch nicht veröffentlichter Studien – thematisch entlang der einzelnen Glieder der Rettungskette eingeordnet. Untersucht wurden dabei die Abstracts des ERC-Kongresses 2024 in Athen , sowie des Resuscitation Science Symposiums 2024 in den USA. Die meisten Beiträge auf beiden Konferenzen bezogen sich auf das erste Glied der Rettungskette: „Frühes Erkennen und Verhindern eines Kreislaufstillstandes“. Deutlich seltener wurden Abstracts zu den Bereichen „Frühes Hilfe holen“, „Hochqualitative Reanimation“, sowie „Genesung und Rehabilitation“ eingereicht. Darüber hinaus analysierten sie die Herkunftsländer der Autor*innen der Abstracts und stellten fest, dass nur ein geringer Anteil aus Ländern mit niedrigem Einkommen stammt. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit der Arbeit von PULS – Ein frühes Erkennen des Kreislaufstillstandes ist essenziell!

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Aktuelle Publikationen mit PULS-Beteiligung

Basiswiederbelebungskurs für den Führerschein, Hilfe von künstlicher Intelligenz zur Awarenessbildung und Reanimationstrainings für Kinder.

Unter Mitarbeit von PULS wurden rezent drei Übersichten zu Erste-Hilfe-Kursen beim Führerscheinkurs in Europa, der Rolle von künstlicher Intelligenz zur Awarenessbildung in Bezug auf den plötzlichen Herztod, und der „Kids Save Lives“ Initiative (einer internationalen Initiative für die Ausbildung von Schulkindern in Wiederbelebungsmaßnahmen) in einem wissenschaftlichen Fachjournal veröffentlicht.

Unter dem Motto „Learn to Drive. Learn CPR.” wurde gemeinsam vom Europäischen Rat für Wiederbelebung (ERC) und der Europäischen Fahrlehrer-Assoziation (EFA) eine Kampagne gestartet, um in allen Ländern der EU Kenntnisse in Basiswiederbelebung als Voraussetzung für den Erhalt eines Autoführerscheins zu verankern. Laut der aktuellen Fragebogenstudie ist in 19 von 49 (39%) europäischen Ländern der Basiswiederbelebungskurs vorausgesetzt. Oft ist jedoch die Basiswiederbelebung nur ein Teil eines Ersten-Hilfe-Kurses, wobei teilweise der Herzdruckmassage nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird und stattdessen nicht dringende Maßnahmen übermäßig trainiert und besprochen werden – dies trifft in vielen Regionen leider auch auf Österreich zu, abhängig vom Anbieter der Erste-Hilfe-Kurse. Von einem flächendeckenden „Kurs“ in Wiederbelebung kann also derzeit keine Rede sein – dies könnte sich mit weiterer Arbeit des ERC in Zukunft ändern.
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In der Arbeit über künstliche Intelligenz (KI oder AI) haben die Autor*innen die Effektivität von verschiedenen künstlichen Intelligenzen bei der Formulierung von Botschaften zur Awarenessbildung in der Öffentlichkeit und zur Entlarvung von Mythen über Herzstillstände bewertet.
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Auch wurde, um einen Überblick über die Umsetzung der „Kids Save Lives“ Initiative in Europa zu bekommen, eine weitere Fragebogenstudie durchgeführt. In einigen Ländern wird der Schulunterricht in Wiederbelebung zwar empfohlen, jedoch gesetzlich nicht vorgeschrieben. Dies ist auch in Österreich der Fall, und nur in Wien konnte unter der Führung von PULS ein flächendeckendes entsprechendes Programm durchgesetzt werden – ein Wiener Leuchtturm für die Etablierung einer „Kultur der Wiederbelebung. Insgesamt ist bisher nur in sechs Ländern in Europa (Belgien, Dänemark, Frankreich, Portugal, Italien und das Vereinigte Königreich) ein Wiederbelebungstraining in Schulen gesetzlich vorgeschrieben, und  selbst dort gibt es Probleme bei der Umsetzung durch eine unzureichende Ausbildung der Trainer*innen, fehlende Ressourcen, und unterschiedliche regionale Gegebenheiten. Aufgrund dieser Unterschiede schlagen die Autor*innen einheitliche Guidelines für die „Kids Save Lives“ Initiative vor.
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Editorial: Präklinische Notfallmedizin: Herausforderungen und Chancen

Editorial: Prehospital emergency medicine: challenges and opportunities

Ein internationales Autoren-Team (PULS-Mitglieder führend involviert) beschäftigt sich in diesem Editorial mit den aktuellen Herausforderungen und Chancen in der präklinischen Notfallmedizin. Ein Editorial ist ein spezieller Artikeltyp in wissenschaftlichen Journalen, welcher von angesehenen Expert*innen verfasst wird. Es dient dazu, eine Meinung, Einschätzung oder Perspektive zu einem bestimmten Thema oder einer aktuellen Entwicklung darzustellen.
Dabei fassen die Autor*innen die aktuellen (wissenschaftlichen) Entwicklungen zu den Themen Ausbildung, Ethik in der Notfallmedizin, Versorgung von Traumapatient*innen, Modelle zur Vorhersagekraft von Seenotfällen sowie der Beatmung während einer Kinderreanimation zusammen.

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Angepasstes Laienreanimationstraining für spefizische Bevölkerungsgruppen – Eine Übersichtsarbeit

Tailored Basic Life Support Training for Specific Layperson Populations – A Scoping Review

In dieser kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit beschäftigt sich ein internationales AutorInnen-Team mit der bisherigen Evidenz von angepassten Laienreanimationstrainings für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Ein Teil der StudienautorInnen engagiert sich auch bei PULS.

Obwohl die enorme Wichtigkeit von der schneller Laienreanimation allgemein bekannt ist, gibt es bisher wenig Daten darüber, ob an verschiedene Bevölkerungsgruppen speziell angepasste Reanimationskurse sinnvoll wären, und falls ja, für welche. Insgesamt konnten im Rahmen dieser Übersichtsarbeit acht Studien zu dem Thema identifiziert werden. Davon beschäftigen sich sieben Studien mit angepassten Kurskonzepten für Personen mit besonderen Bedürfnissen wie Sehbeeinträchtigungen oder Hörbeinträchtigungen, und eine Studie mit einem Reanimationstraining für Personen mit Migrationshintergrund. Insgesamt schlussfolgern die AutorInnen, dass angepasste Laienreanimationstrainings  für bestimmte Bevölkerungsgruppen sinnvoll sind und es dadurch möglich ist, dass Personen aus diesen Gruppen in den Pool potenzieller HelferInnen bei der Wiederbelebung aufgenommen werden können.

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Internationale Aspekte der Überlebenskette beim außerklinischen und innerklinischen Herzkreislaufstillstand – Eine Übersichtsarbeit

International facets of the “chain of survival” for out-of-hospital and in-hospital cardiac arrest – A scoping review

Ein internationales AutorInnen-Team (PULS-Mitglieder führend involviert) beschäftigt sich in dieser Übersichtsarbeit mit verschiedensten international veröffentlichten Konzepten der Überlebenskette bzw. Rettungskette.  Dabei setzten sich die AutorInnen mit den einzelnen Aspekten dieser auseinander, und versuchten Strategien zur Anpassung der Überlebenskette zu finden. Ein zusätzliches Ziel war es Studien zu identifizieren, welche sich mit der Auswirkung der Überlebenskette auf die Lehre und das Überleben eines plötzlichen Herztodes beschäftigen.

Insgesamt wurden 43 Studien gefunden, welche sich mit der Überlebenskette beschäftigen. Dabei wurden angepasste Konzepte der 1991 ursprünglich publizierten Überlebenskette für folgende Themen rund um die Reanimation beschrieben: Innerklinischer Kreislaufstillstand, Kinderreanimation, Reanimation bei Masenveranstaltung, mit Beachtung von kulturellen Besonderheiten in China, mit Fokus auf Sekundärprävention nach Kammerflimmern,  für die Rehabilitation nach einem Kreislaufstillstand, vorbeugende Maßnahmen um den Kreislaufstillstand zu verhindern, die Unterstützung von Angehörigen im Rahmen eines Kreislaufstillstands, Anpassungen in Low-Resource Settings, sowie ein Überlebensnetz, welches das gesamte umfassende, lebensrettende System miteinbezieht. Auch wurden zahlreiche Überlebensketten, welche sich nicht direkt mit dem Kreislaufstillstand beschäftigen, gefunden.

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Inzidenzen und Überleben von Herz-Kreislaufstillstand in öffentlichen Wohnanlagen von drei Europäischen Hauptstädten

Incidence and Survival of Out-of-Hospital Cardiac Arrest in Public Housing Areas in 3 European Capitals

Diese von drei PULS-Mitarbeitern mitverfasste Studie beleuchtet Herz-Kreislaufstillstände an Orten wie beispielsweise Gemeindebauten. Neben Amsterdam und Kopenhagen wurden die entsprechenden Einsatzzahlen auch in Wien evaluiert, wo ca. 32% aller Fälle im Beobachtungszeitraum im sogenannten „public housing“ auftraten. Ein Vergleich mit anderen Stadtarealen zeigte hier eine niedrigere Wahrscheinlichkeit einen Kreislaufstillstand zu überleben, weshalb spezielle Programme zur Verbesserung dieser Situation angezeigt erscheinen. PULS setzt sich hier etwa für öffentliche Defibrillatoren in Gemeindebauten ein.

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Effektivität von zweiköpfigen Rettungsteams bei erweiterten Reanimationsmaßnahmen: Eine Übersichtsarbeit

Efficiency of two-member crews in delivering prehospital advanced life support cardiopulmonary resuscitation: A scoping review

In dieser kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit beschäftigt sich ein internationales AutorInnen-Team (unter anderem von PULS) mit der bisherigen Evidenz, Daten und auch Wissenslücken bei der Anwendung von erweiterten Reanimationsmaßnahmen von zweiköpfigen Rettungsteams beim außerklinischen Kreislaufstillstand.

Obwohol es an umfassenden Daten zur Anpassung des empfohlenen Algorithmus für erweiterte Reanimationsmaßnahmen bei zweiköpfigen Rettungsteams mangelt, konnten einige potentielle spezifische Änderungen identifiziert werden. Die Anpassungen des universellen Reanimationsalgorithmus für zweiköpfigen Rettungsteams zielen auf den Einsatz von mechanischen Brustkorbkompressionsgeräten, vorgefüllten Medikamentenspritzen und automatisierten Protokollen ab, und es konnten Hinweise gefunden werden, dass diese die Performance der zweiköpfigen Teams verbessern können. Diese Erkenntnisse wurden jedoch zum größten Teil aus Simulationsstudien gewonnen und unterstreichen den Bedarf von weiteren umfassenderen Untersuchungen in diesem Gebiet.

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Laienreanimationstraining in Österreich: Eine Übersicht und Annäherung

Das frühzeitige Eingreifen von Laien bei einem Herzstillstand verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit und das neurologische Outcome erheblich. In Österreich gibt es einige Organisationen und Initiativen, die durch Reanimationsschulungen für Laien einerseits- und Awarenessbildung für den plötzlichen Herztod andererseits versuchen, die aktuell niedrige Überlebenswahrscheinlichkeit des plötzlichen Herztodes zu steigern.

Gemeinsam mit dem Österreichischen Rat für Wiederbelebung (ARC; www.wiederbelebung.at) konnte PULS nun in dieser Fragebogenstudie erstmalig ein Überblick über die verschiedenen entsprechenden Organisationen in Österreich gegeben. Es wurde ein starkes Stadt-Land-Gefälle bei der Verteilung der Initiativen gezeigt; dies führt zu einer unterschiedlichen Erreichbarkeit von Personen im ländlichen und urbanen Raum. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass das Laienreanimationstraining in Österreich größtenteils von ehrenamtlichem Engagement abhängig ist. In Bezug auf organisationsübergreifende Zusammenarbeit wird PULS als Vorzeigeprojekt angeführt.

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Live-Übertragung des Point-of-Care-Ultraschalls während einer präklinischen Reanimation – eine Machbarkeitsstudie

Live stream of prehospital point-of-care ultrasound during cardiopulmonary resuscitation – A feasibility trial

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Herausforderungen in der präklinischen Forschung beschrieben und verschiedene Konzepte, welche bereits in Wien umgesetzt wurden, vorgestellt. Ein Teil des Autoren-Teams ist bei PULS tätig.

Diese Studie untersuchte die Durchführbarkeit der Verwendung einer Live-Übertragung von Ultraschallbildern während einer präklinischen Reanimation. Durch die Unterstützung der Telemedizin können erfahrene KollegInnen, welche sich zentral an einem anderen Ort befinden, bei der Auswertung der Ultraschallbilder helfen. Ein Teil des AutorInnen-Teams aus Wien engagiert sich bei PULS. Das primäre Ziel dieser Studie war die Auswertung, ob der Ultraschall mit telemedizinischer Unterstützung sicher in den Reanimationsalgorithmus integriert werden kann, und die Analyse der „hands-off-Zeit“ (= Pause in der keine Herzdruckmassage durchgeführt wird) vor, während, und nach der Ultraschalluntersuchung. Es konnte demonstriert werden, dass die Durchführung des Ultraschalls während der Rhythmusanalyse sicher möglich ist und dadurch keine zusätzlichen Pausen der Herzdruckmassage entstehen.

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Einheitliche Angabe von Daten in der Forschung bei First-Responder-Systemen, Handy-Alarmierungen von First-Respondern und Defi-Netzwerken

Reporting standard for describing first responder systems, smartphone alerting systems, and AED networks

In dieser kürzlich veröffentlichten Publikation wurde eine Übersicht bzw. ein Vorschlag zu jenen Daten vorgestellt, welche in der Beforschung von First-Responder-Systemen zur Behandlung von außerklinischen Kreislaufstillständen angegeben werden sollten. Dieses Konsensus-Statement wurde durch ein AutorInnen-Team aus 13 Ländern weltweit erstellt –  ein Teil davon von PULS .

Vor mehr als 30 Jahren wurde durch den „Utstein-Style“ ein Mindestmaß an Angaben vorgestellt, welche in der Forschung rund um die Reanimation ausgewertet werden sollten. Diese wurden zuletzt 2015 aktualisiert, beschäftigten sich jedoch noch nicht mit First-Responder-Systemen. Daher wurden nun von internationalen ExpertInnen Datenpunkte vorgeschlagen, die in der First-Responder-Forschung angegeben werden sollten. Die AutorInnen konnten sich in einem mehrstufigen Diskussionsprozess auf 68 Kernelemente und 21 weitere Elemente in den folgenden fünf Kategorien einigen: First-Responder-Systeme, Alarmierung von First-Respondern, Technologie & Algorithmus, Datensammlung, und Defibrillatoren.

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