Corona: Herzinfarktsymptome gerade auch jetzt ernst nehmen

Mit den neuerlich verschärften Maßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie rufen die Berufsrettung Wien, die MedUni Wien und der Verein Puls dazu auf, Herzinfarktsymptome immer ernst zu nehmen und keinesfalls wegen des Corona-Virus abzuwarten. „Bei Verdacht muss der Patient oder die Patientin sofort ins Spital, wartet man ab, kann das massive Folgen haben“, warnen die Experten. Eine gemeinsame Studie bestätigt nun, dass zu Beginn der ersten Welle der Pandemie zwar weniger Patient_innen mit Verdacht auf Herzinfarkt transportiert wurden jedoch der Anteil von Betroffenen welche sich mit Zeichen des akuten Herzversagens präsentierten, drastisch stieg.

Weltweit wurde seit Beginn der COVID-19 Pandemie über einen ungeklärten Rückgang der Häufigkeit von Patienten, welche sich mit einem Herzinfarkt präsentierten, berichtet. Auch in Österreich konnte im Laufe der ersten Welle der Pandemie eine um rund 40 Prozent geringere Hospitalisierungsrate von Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet werden. Ob dieser Rückgang tatsächlich durch die Beschränkungen und die damit verbundenen reduzierten körperlichen Belastungen sowie auch eine Reduktion von schädlichen Umwelteinflüssen (zB Feinstaubbelastung) oder doch durch die Angst vor einer möglichen COVID-19-Infektion einherging und sich die betroffenen Menschen einfach nicht sofort gemeldet haben, blieb bis dato unklar.

Ein neues Licht wirft nun eine Studie der Medizinischen Universität Wien und der Berufsrettung der Stadt Wien auf jene Ereignisse: Im Rahmen einer Analyse von Dr. Patrick Sulzgruber (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Wien) und Dr. Mario Krammel (Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident von Puls, Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes) wurden Herzinfarkt-Patient_innen, die vor und während der ersten Pandemie-Welle von der Wiener Berufsrettung betreut wurden, entsprechend ihres klinischen Zustandsbilds zum Zeitpunkt der medizinischen Erstversorgung untersucht.

Anstieg bei kritischen Fällen

Das Studienteam um Professor Alexander Niessner (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Wien) konnte aufzeigen, dass im Laufe der ersten Pandemie-Welle auch in Wien ein Rückgang von 42 Prozent bei den durch den Rettungsdienst versorgten Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet wurde. Als wichtigstes und zugleich besorgniserregendes Resultat der Datenauswertung konnte erstmals dargelegt werden, dass der Anteil an Herzinfarkt-Patient_innen, welcher sich mit Zeichen des akuten Herzversagens sowie tödlichen Herzrhythmusstörungen präsentierten, im Laufe des Beobachtungszeitraums drastisch zunahm.

„Waren die Rettungsteams der Berufsrettung der Stadt Wien vor der COVID-19-Pandemie in weniger als sieben Prozent aller versorgten Herzinfarkte mit Zeichen des akuten Herzversagens konfrontiert, so stieg die Zahl im Rahmen der ersten Welle der Pandemie auf 23,7 Prozent aller Fälle – was für das pandemiebedingt belastete Rettungssystem der Bundeshauptstadt eine besondere Herausforderung darstellte“, meint Krammel.

„Hervorzuheben ist, dass mit einer Verzögerung von etwa zwei Wochen nach Beginn des Rückgangs der Herzinfarkte ein deutlicher Anstieg der Infarkt-Patient_innen mit Zeichen des akuten Herzversagens beobachtet wurde. Dieses Ergebnis legt die Annahme nahe, dass Personen welche Symptome eines Herzinfarkts verspürt haben, vermutlich aufgrund von Angst vor einer möglichen SARS-CoV-2 Infektion im Krankenhaus häufig erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, in einem bereits lebensbedrohlichen Zustand, medizinische Hilfe in Anspruch genommen haben.“, hält Patrick Sulzgruber, Leiter der Studie, fest.

Schnelle Hilfe gefragt

Seitens der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien wird zudem berichtet, dass mit den derzeit steigenden COVID-19 Infektionszahlen und den aktuellen Maßnahmen abermals bereits tendenziell sinkende Zahlen von Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet werden.

„Unter dem Aspekt der nun neuerlich stark steigenden COVID-19 Fälle muss eine Sensibilisierung für die Symptome eines Herzinfarkts innerhalb der Bevölkerung gefördert und das Vertrauen in eine sichere Behandlung von Notfällen durch die Rettung und Krankenhäuser gestärkt werden, um einen potenziell vermeidbaren kardiovaskulären Kollateralschaden samt der damit verbundenen Langzeitfolgen von Betroffenen während der COVID-19-Pandemie zu vermeiden.“ meint Professor Niessner. „Wenn typische Symptome wie etwa starke und länger als 10 Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, die in einen Arm, den Hals oder den Bauch ausstrahlen können, oder ein Engegefühl oder Brennen in der Brust auftreten, so ist ohne Verzögerung die Rettung zu verständigen.“

Die Ergebnisse des Wiener Studienteams wurden nach Prüfung durch internationale Gutachter zur Publikation freigegeben und werden demnächst in einem renommierten Fachjournal der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie publiziert.

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PhDr. Andreas Zenker MSc, MBA

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Lebensrettung ist Teamarbeit

Gewista/A1-Telefonzelle mit eingebautem Laien-Defi geht in Serie

Die Stadt Wien und Puls setzen gemeinsam mit A1 und Gewista einen weiteren Schritt, um die Überlebens-Chance bei einem Herzstillstand weiter zu erhöhen: der im Jänner 2020 aufgestellte Prototyp einer Telefonzelle mit eingebautem Laien-Defibrillator geht nun in Serie. Es wurden nun neun weitere dieser lebensrettenden Telefonzellen in Wien errichtet.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, Wien zur HERZsichersten Stadt zu machen“, erklärt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. „Seit 2013 wurden zahlreiche Projekte initiiert und umgesetzt, um dieses Ziel zu erreichen. Wir haben gemeinsam dem Herztod den Kampf angesagt – denn jedes einzelne Leben zählt.“ Wissenschaftlich begleitet werden die Projekte von der MedUni Wien.

Mario Krammel, geschäftsführender Präsident von Puls und Chefarzt der Berufsrettung Wien, freut sich, dass mittlerweile mehr als eintausend öffentliche Defis in Wien verfügbar sind, auf die auch die Rettungsleitstelle im Bedarfsfall zugreifen kann. Alle Amtshäuser in Wien sind mit Defis ausgerüstet und neben den Rettungsorganisationen verfügen auch fast alle Polizei- und Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge sowohl über einen Defi als auch über entsprechend geschultes Personal. Die Fortsetzung dieser Initiative gemeinsam mit A1 und der Gewista versteht sich als weiterer Schritt, um den Zugang zu Defibrillatoren und damit zu lebensrettenden Sofortmaßnahmen weiter zu erhöhen.

„Das Geheimnis der Wiederbelebung ist einfach: es geht um die Zeit, die verstreicht, bis entsprechende Wiederbelebungsmaßnahmen getroffen werden“, erklärt Puls-Präsident Harry Kopietz. „Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10 Prozent, nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf. Die ErsthelferInnen-Maßnahmen sind einfach: gemäß unserem Spruch „Rufen – Drücken – Schocken“ rufen Sie den Rettungsnotruf 144, drücken Sie anschließend schnell und kräftig in die Mitte des Brustkorbes und bringen Sie schnellstmöglich einen der mittlerweile mehr als 1.000 verfügbaren Wiener Defis zum Einsatz.“

In der nun abgeschlossenen ersten Phase sind zehn der lebensrettenden DEFI-Telefonzellen im öffentlichen Raum verfügbar. A1 CEO Marcus Grausam begrüßt die Initiative: „Wir stellen gerne unsere Telefonzellen als DEFI-Standort zur Verfügung. Defibrillatoren und Telefonzellen ergänzen einander gerade bei Notfällen sehr gut. Mit dem Defibrillator bekommt die Telefonzelle eine wichtige Rolle in der Rettungskette. Zudem kann man natürlich auch heute noch von jeder Telefonzelle aus die Notrufnummern kostenlos anrufen. Wir freuen uns über die Etablierung des Projektes und einen weiteren Ausbau im kommenden Jahr!“

Neben dem Telefon und dem DEFI befindet sich am Standort auch ein digitales City Light der Gewista, auf dem Kampagnen zur DEFI-Nutzung und Herzgesundheit abgespielt werden. Dieser Screen dient zur Refinanzierung des Standortes, die Kosten werden von der Gewista getragen. „Wir freuen uns und es macht uns auch stolz“, so Gewista CEO Franz Solta, „nach der Etablierung von bereits elf durch die Gewista finanzierten-DEFI-Säulen – dies sind digitale Werbeträger mit eingebauten DEFIS, die 24/7 an innerstädtischen Standorten verfügbar sind –, nun mit der Errichtung von in Summe zehn Gewista/A1-DEFI Telefonzelle einen weiteren Public Value-Beitrag zur Herzsicherheit in Wien leisten zu dürfen. Die Gewista/A1-DEFI Telefonzellen sind, wie auch die bereits bestehenden öffentlichen DEFI-Säulen der Gewista, im unmittelbaren Standortumfeld mit einem von der Gewista, der Stadt Wien und dem Verein Puls entwickelten Schilderleitsystem ausgestattet, das den Abstand zum jeweiligen DEFI-Standort in lebensrettenden Sekunden anzeigt. Dieses Schilderleitsystem wurde von der Gewista – die auch die Kosten für die Errichtung und Wartung trägt – bereits rund um öffentliche DEFIS an acht Wiener Märkten installiert. Hierbei handelt es sich um das erste öffentliche Leitsystem zu Defis, das in einer Stadt realisiert wurde und die klare Botschaft vermittelt, dass bei der Lebensrettung mit einem Defi „Jede Sekunde zählt!“.

Die Telefonzellen werden jederzeit zugänglich sein, ein eigenes Schildersystem weist den HelferInnen schnell den Weg zum lebensrettenden Defi. Das Schilderleitsystem hat sich bereits bewährt und ist seit 2019 auch rund um acht Wiener Märkte im Einsatz.

Standorte:

  1. 1010, Rotenturmstraße gegenüber 23
  2. 1020, Praterstr. 32 (2020)
  3. 1030, Rennweg 31 (2020)
  4. 1040, Prinz Eugen Str. gg Belvedere Quartier (Wiedner Gürtel 4)
  5. 1040, Wiedner Hauptstr. 11
  6. 1010, Milchgasse 1
  7. 1010, Teinfaltstr. 1
  8. 1070, Museumsplatz 1
  9. 1010, Johannesgasse 35
  10. 1090, Berggasse 25

Inbetriebnahme der A1-Gewista-Defi-Telefonzelle:

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PhDr. Andreas Zenker MSc, MBA

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