ERC-Leitlinien 2021: Was ist neu in der Reanimationsbehandlung?

Webinar: 29. März 2021, 18:00 bis 19:30 Uhr

Puls bietet in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien und der Berufsrettung Wien die aktuellen ERC-Leitlinien kompakt aufbereitet in einem Webinar an. Die Vortragenden präsentieren dabei nachstehende Inhalte und stehen für Fragen zur Verfügung:

  1. Leitlinienprozess – wie Guidelines entstehen
    Vortragender: Dr. Matthias Müller | Univ. Klinik für Notfallmedizin MedUni Wien
  2. Basic Life Support und AED Anwendung
    Vortragender: Dr. Mario Krammel | Chefarzt Berufsrettung Wien
  3. Advanced Life Support – alles neu oder doch ein alter Hut?
    Vortragender: Dr. Alexander Nürnberger | Univ. Klinik für Notfallmedizin MedUni Wien

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HINWEIS: Den Anmeldelink senden wir allen angemeldeten TeilnehmerInnen kurz vor der Veranstaltung zu.

HINWEIS: Diese Veranstaltung ist mit 2 Fortbildungsstunden (MA70) entsprechend SanG sowie 2 DFP-Punkten (ÖÄK) anrechenbar.

Hohe Qualität der Reanimation auch unter Covid-Bedingungen sichergestellt

Die Universitätsklinik für Notfallmedizin von MedUni Wien und AKH Wien zählt zu den weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Rettungsmedizin und der Wiederbelebung nach Herzstillstand. In einer gemeinsamen Studie von Puls, MedUni und Berufsrettung Wien konnte gezeigt werden, dass die hohe Behandlungsqualität auch unter Covid-Schutzmaßnahmen sichergestellt werden kann. In lebensnahen Szenarien führten die NotfallsanitäterInnen der Berufsrettung Wien Wiederbelebungsmaßnahmen in voller Schutzausrüstung durch.

„In der nun im Top-Journal ‚Resuscitation‘ zur Publikation angenommenen Studie konnten wir zeigen, dass die hohe Qualität der Wiederbelebungsmaßnahmen auch unter Covid-Vollschutz aufrecht erhalten werden kann“, so Studien-Erstautor Dr. Calvin Lukas Kienbacher. „Wir haben dabei sowohl die Wirksamkeit der Reanimation selbst, als auch die körperliche Belastung der HelferInnen untersucht.“ „Die Wiederbelebung nach Kreislaufstillstand, zum Beispiel im Rahmen des ‚plötzlichen Herztods‘, zählt zu den herausforderndsten Maßnahmen in der Rettungs- und Notfallmedizin.  Umso wichtiger ist es, dass diese oft lebensrettenden Maßnahmen auch in der derzeitigen Situation in der gewohnt hohen Qualität durchgeführt werden können.“ ergänzt Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident von Puls.

Ziel: Frühere Studien legten nahe, dass die Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung die Qualität der der Intensivmedizin beeinträchtigt. Untersucht wurde der Einfluss von persönlicher Schutzausrüstung auf die präklinische Reanimation durch Rettungsdienstpersonal.

Methoden: Randomisierte, kontrollierte, non-inferiorityTriple-Crossover-Studie. Achtundvierzig Notfallssanitäter randomisiert in Zweierteams, führten 12 Minuten Basic Life Support an einer Übungspuppe durch. Drei Szenarien wurden in einer randomisierter Reihenfolge durchgeführt:

  • Ohne persönliche Schutzausrüstung, mit persönlicher Schutzausrüstung
  • mit persönlicher Schutzausrüstung einschließlich einer Filtermaske (FFP) 2 mit Ventil und
  • mit persönlicher Schutzausrüstung einschließlich einer FFP2-Maske ohne Ventil.

Als primärer Endpunkt wurde die Drucktiefe der Thoraxkompression definiert. Zu den sekundären Endpunkten gehörten andere Messungen der Reanimationsqualität, die subjektive Erschöpfung sowie die Vitalparameter der Helffer, einschließlich deren endtidalem CO2.

Schlussfolgerung: PSA, einschließlich Masken mit und ohne Exspirationsventil, ist sicher in der Anwendung ohne Bedenken hinsichtlich der Beeinträchtigung der HLW-Qualität.

Zitation: The use of personal protection equipment does not impair the quality of cardiopulmonary resuscitation – A prospective triple-cross over randomised controlled non-inferiority trial

Open AccessPublished: January 29, 2021 DOI: https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2021.01.021

Calvin Lukas Kienbacher, Jürgen Grafeneder, Katharina Tscherny, Mario Krammel, Verena Fuhrmann, Maximilian Niederer, Sabine Neudorfsky, Klaus Herbich, Wolfgang Schreiber, Harald Herkner, Dominik Roth

Smartphone-basierter Einsatz von kommunalen Ersthelfern bei außerklinischem Herzstillstand – Statements einer internationalen Konsenskonferenz

Für Österreich war Puls im Rahmen der internationalen Konsensuskonferenz 2019 in Greifswald vertreten und stellte die Wiener Lebensretter App vor. Aktuell erschien eine wissenschaftliche Publikation mit den Kernstatements und Empfehlungen für Smartphone-basierte Alarmierungssysteme für Ersthelfer.

Hintergrund: In den letzten zehn Jahren hat die Smartphone-basierte Aktivierung von Ersthelfern bei präklinischem Herzstillständen in ganz Europa viel Aufmerksamkeit und Popularität gewonnen. Es wurden verschiedene Programme etabliert. Interessanterweise gibt es erhebliche Unterschiede in der Technologie, im Ausbildungsstand der First Responder und im Grad der Integration in den prähospitalen Rettungsdienst. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand in fünf europäischen Ländern, zeigt Gemeinsamkeiten und Kontroversen auf und stellt Konsenserklärungen vor, die auf einer internationalen Konferenz mit der Absicht erarbeitet wurden, die öffentliche Entscheidungsfindung über zukünftige Strategien zu unterstützen.

Methoden: In einer Konsensus-Konferenz wurde ein dreistufiger Ansatz gewählt:

  • Präsentation aktueller Forschungsergebnisse aus fünf europäischen Ländern;
  • Workshops, in denen die Evidenz unter den Zuhörern diskutiert wurde, um Konsensus-Statements zu generieren;
  • anonyme Echtzeit-Abstimmung unter Anwendung der modifizierten RAND-UCLA Appropriateness-Methode zur Annahme oder Ablehnung der Statements. Das Konsensus-Panel zielte darauf ab, alle an diesem Thema beteiligten Akteure zu repräsentieren.

Ergebnisse: Während 21 von 25 generierten Statements Zustimmung fanden, wurde nur für 5 von ihnen ein Konsens gefunden. Eine Aussage wurde abgelehnt, jedoch ohne Konsens. Die Mitglieder der Konsenskonferenz bestätigten, dass Ersthelfersysteme Leben rettet. Weiters wurde die wichtige Rolle der Rettungsleitstellen anerkannten und landesweit einheitliche Strategien gefordert.

Schlussfolgerungen: Die Mitglieder der Konsenskonferenz bestätigten, dass die Smartphone-basierte Aktivierung von First Respondern zu plötzlichem Herzstillstand Leben rettet. Die Aussagen der Konsenskonferenz können der Öffentlichkeit, den Gesundheitsdiensten und den Regierungen dabei helfen, das Potenzial dieser Systeme voll auszuschöpfen, und gleichzeitig aufzeigen, welche Bereiche noch wissenschaftlich belegt werden müssen.

Zitation: Metelmann et al., Scandinavian Journal of Trauma, Resuscitation and Emergency Medicine (2021) https://doi.org/10.1186/s13049-021-00841-1

Camilla Metelmann, Bibiana Metelmann, Dorothea Kohnen, Peter Brinkrolf, Linn Andelius, Bernd W. Böttiger, Roman Burkart, Klaus Hahnenkamp, Mario Krammel, Tore Marks, Michael P. Müller,Stefan Prasse, Remy Stieglis, Bernd Strickmann, Karl Christian Thies