Die Jugend im Kampf gegen den plötzlichen Herztod

Der Verein Wiener Jugendzentren erhält dank einer ganz besonderen Spende einen eigenen Defibrillator. „Selbstverständlich werden wir die jungen Menschen auch entsprechend im Umgang mit dem Gerät schulen“, erklärt der Geschäftsführende Präsident von Puls und Chefarzt der Wiener Rettung Dr. Mario Krammel. „Aber eines ist klar: die Jugend ist die Zukunft, man kann nicht früh genug damit anfangen, lebensrettende Maßnahmen zu trainieren.“

Dr. Nikolaus Schneider ist der Spender des Defis, der ab sofort im Jugendzentrum zur Verfügung steht: „Ich finde die Idee, den Defi an das Jugendzentrum zu spenden, sehr gut. Besonders, wenn es Aufmerksamkeit von Jugendlichen auf die Wichtigkeit von Reanimation und die Erste Hilfe lenkt.“ Dr. Schneider „erarbeitete“ sich den Defibrillator im Rahmen des Notärztekongresses 2022 im Rahmen der CPR-Challenge. Dort wurde sozusagen um die Wette gedrückt – eine Minute lang wurde bei jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin Frequenz und Drücktiefe gemessen – dabei ging Nikolaus Schneider als Gewinner hervor. Der Preis: ein Laien-Defibrillator.

„Dr. Schneider teilte uns mit, dass er den Gewinn gerne einer Organisation spenden möchte, damit das Gerät dann auch wirklich zur Verfügung steht und im Ernstfall zum Einsatz kommt“, so Krammel. „Aus unserer Liste potenzieller Organisationen wählte er dann die Wiener Jugendzentren.“ Die Übergabe des Gerätes fand nun im 5er Haus statt. „Wir freuen uns sehr, dass wir nun einen eigenen Defibrillator zur Verfügung haben“, erklärt Geschäftsführerin Manuela Smertnik. „Zu helfen, wenn Hilfe gebraucht wird und dabei vielleicht noch ein Leben zu retten – das ist etwas, was wir jedenfalls unseren jungen Menschen mitgeben wollen.“

„Das Geheimnis der Wiederbelebung ist einfach: es geht um die Zeit, die verstreicht, bis entsprechende Wiederbelebungsmaßnahmen getroffen werden“, erklärt Krammel. „Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10 Prozent, nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf. Die Ersthelfer-Maßnahmen sind einfach: gemäß unserem Spruch „Rufen – Drücken – Schocken“ rufen Sie den Rettungsnotruf 144, drücken Sie anschließend schnell und kräftig in die Mitte des Brustkorbes und bringen Sie schnellstmöglich einen der mittlerweile mehr als 1.200 verfügbaren Wiener Defis zum Einsatz.“

Der „Wiener Weg“ der Lebensrettung wirkt

Im Rahmen des Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin präsentierte der Verein Puls den „Wiener Weg“ zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes. In den vergangenen Jahren wurden wichtige Schritte gesetzt, um die Überlebenszahl nach plötzlichem Herzstillstand zu erhöhen – denn jedes einzelne Leben zählt. Zwei der Überlebenden waren auch beim Kongress vor Ort und erzählten von den Ereignissen, die ihr Leben prägten.

„Die Österreichische Gesellschaft für Notfall- und Katastrophenmedizin (ÖNK) widmet sich in ihren alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses in umfassender Art und Weise rettungsmedizinischen Themen. Dazu gehört natürlich auch der „plötzliche Herztod“, sodass sich hier eine Brücke zu Puls – Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes schlagen lässt. Wir sind dankbar und stolz, Puls als Partner bei unseren Kongressen dabei zu haben“, erklärt Prof. Wolfgang Schreiber, Kongresssekretär.

„Wir arbeiten als Verein nun bereits seit elf Jahren daran, sowohl die Verfügbarkeit von Laien-Defibrillatoren zu erhöhen als auch das Bewusstsein der Menschen zu verändern. Denn Helfen kann Jede:r – man muss es nur tun“, erklärt Präsident Prof. Harry Kopietz, PULS. „Ein Leben zu retten ist zudem auch für den Helfer oder die Helferin ein einprägendes Ereignis. Umso dankbarer bin ich, dass es auch Überlebende gibt, die ihre Geschichte öffentlich machen, denn diese Erkenntnis, dass jede Hilfe und jede Sekunde zählt ist einfach ungemein wichtig.“

Wenn jede Sekunde zählt

Wenn die Überlebenden erzählen, weiß man gleich, dass es eben darauf ankommt, wie schnell die richtigen Maßnahmen gesetzt werden. Inge S. beispielsweise bekam an diesem Tag Besuch von ihrer Freundin „Wir haben dann Kaffee getrunken und sie hat mir Fotos von den neugeborenen Zwillingsenkeln gezeigt. Während des Gesprächs bin ich scheinbar elegant vom Stuhl gerutscht … Selbst kann ich mich nicht mehr daran erinnern“, erzählt Inge. Nach vier Minuten war die Polizei als First Responder auch schon da und mit im Gepäck ein Defi. Die Polizisten starteten sofort mit der Wiederbelebung, bis sie an die eintreffenden Sanitäter der Berufsrettung Wien übergeben konnten. Gatte Uli, der viele Jahre für die UNO international tätig war, lobt den hohen Standard der Rettungsversorgung in Wien. „So etwas findet man weltweit sehr selten, da wurde ein großartiges System aufgebaut.“

Auch Stefan T. erzählt, dass er sich an die Ereignisse nicht mehr wirklich erinnern kann: „Meine Freundin und ich waren zu Hause und sind auf der Couch beim Fernsehen gesessen. Dann habe ich so komische Zuckungen bekommen. Meine Freundin war besorgt – dann bin ich wohl eingeschlafen.“ Als Stefan zu röcheln begann, wählte sie sofort den Rettungsnotruf 144 und wurde angeleitet, die Herzdruckmassage durchzuführen. Nach kurzer Zeit waren die Einsatzkräfte vor Ort und die Notärztin reanimierte weiter, bis Stefan wieder ansprechbar war.

Der „Wiener Weg“

Diese beiden Geschichten zeigen deutlich, wie wichtig schnelles und richtiges Verhalten sind. „Die Rettungskette bei Herzstillstand ist in Wien mittlerweile einzigartig und darauf bin ich sehr stolz. Neben der Wiener Berufsrettung sind auch Polizei, Feuerwehr und freiwillige Helfer:innen über die Lebensretter App eingebunden“, meint Dr. Mario Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident des Vereins Puls. „Medizinisch gesehen wissen wir, dass in punkto Überlebenschancen bei einem Herzstillstand, der sich außerhalb des Krankenhauses ereignet, tatsächlich jede Sekunde entscheidend sein kann. Pro Minute ohne Hilfeleistung sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent. Durch rasches Eingreifen eines Ersthelfers noch vor Eintreffen der Rettung könnten bis zu 70 Prozent der Betroffenen überleben. Im Notfall gilt daher: Rufen – Drücken – Schocken . Also Notruf 144 wählen, Herzdruckmassage ausüben und dann den Defi einsetzen. Man kann nichts falsch machen. Nur Nichtstun ist falsch!“

In Wien stehen neben den ausgebildeten Helfer:innen der Rettungsdienste wie auch von Feuerwehr und Polizei, die regelmäßig Schulungen absolvieren und Defis mitführen, an zahlreichen öffentlichen Standorten Laien-Defibrillatoren zur Verfügung. Dazu zählen beispielsweise Märkte, Einrichtungen von Wiener Wohnen, Defi-Telefonzellen, U-Bahn-Stationen und viele andere Möglichkeiten im öffentlichen Raum. Um auf diese Defi-Standorte aufmerksam zu machen, wurde ein eigenes Leitsystem kreiert, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Gleichzeitig wurde mit dem Definetzwerk Österreich eine Plattform geschaffen, auf die leicht zugegriffen und der nächste Standort ermittelt werden kann. Auch die Leitstellen greifen auf dieses Netzwerk zu, um im Bedarfsfall einen Helfer oder eine Helferin zum nächstmöglichen Defi zu lotsen. Zusätzlich wurden mit der Lebensretter-App die optimale Möglichkeit geschaffen, um noch schneller, Helfer:innen in der Nähe zu alarmieren. Mit Hilfe der App werden registrierte Ersthelfer:innen über einen Notfall in ihrer Nähe informiert. Die App führt sie direkt zu den betroffenen Personen.

Einen wesentlichen Baustein der umfangreichen Initiativen bildet aber auch das Schulen der zukünftigen Helfer:innen. In einer bis dato in Österreich einzigartigen Initiative hat die Stadt Wien entschieden, dass alle Kinder der dritten Klasse Volksschule eine Erste-Hilfe-Schulung erhalten und dies auch finanziert wird. Seit dem Vorjahr werden zudem auch in der fünften Schulstufe zusätzliche Schulungen umgesetzt. „Kinder nehmen diese Trainings sehr positiv auf und haben Spaß dabei – was sie neben den richtigen Maßnahmen aber vor allem lernen ist, dass man keine Angst davor haben muss, zu helfen. Man muss es nur tun“, erzählt Krammel.

WESTbahn setzt Lebensrettung auf Schiene

Georg Aufschnaiter bedankt sich nach einem plötzlichen Herzstillstand Ende Oktober 2021 nun bei seinen Lebensretter:innen: den Stewards und Stewardessen der WESTbahn und engagierten Ersthelfer:innen. Ort des Geschehens: ein Zug der WESTbahn auf der Strecke von Zell am See nach Wien.

„Es ist einerseits dem hohen Engagement und der guten Schulung der Menschen, die richtig reagiert haben zu verdanken, dass Georg Aufschnaiter in diesem Jahr seinen 70ten Geburtstag feiern darf“, erklärt Präsident Harry Kopietz, Verein Puls. „Andererseits hat auch die WESTbahn einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Herrn Aufschnaiter schnell geholfen werden konnte, denn die Züge der WESTbahn sind mit Laien-Defis ausgestattet und die Stewards und Stewardessen aufgrund ihrer Ausbildung mit deren Umgang versiert. Für diesen Einsatz gegen den plötzlichen Herztod kann man nur ein großes Danke aussprechen.“

Der 69jährige Georg Aufschnaiter befand sich auf der Rückfahrt nach Wien, als er plötzlich mit einem Herzstillstand zusammensackte. „Ich selbst habe die Dramatik der Ereignisse natürlich erst im Nachhinein mitbekommen, bin aber unglaublich dankbar, dass offensichtlich perfekt reagiert wurde“, meint Aufschnaiter. „Am 30. Oktober habe ich auf der Rückreise aus Zell am See nach Wien in Salzburg den Zug gewechselt, bin auf die Westbahn umgestiegen. Der Umstieg war ein bisschen zeitknapp, aber dennoch keine anstrengende Hetze von Bahnsteig zu Bahnsteig. Ich kann mich noch erinnern, dass ich in der Westbahn oben Platz genommen habe und der Zug in Salzburg abgefahren ist. Und dann bin ich am Tag darauf in der Intensivstation des Krankenhauses wieder aufgewacht. Alles, was dazwischen passiert ist, weiß ich nur durch die Informationen im Krankenhaus, bei mir totales Blackout. Ich kann meinen Retterinnen und Rettern nur ein unglaublich großes Danke aussprechen. Heute habe ich bereits einen Herzschrittmacher und mein Gesundheitszustand hat sich wieder stabilisiert.“

Nach dem Zusammenbruch reagierte eine Ersthelferin wie auch der Zugbegleiter sofort und starteten die Reanimation. Der im Zug befindliche Laien-Defibrillator wurde geholt und zum Einsatz gebracht, in der Zwischenzeit der Notruf abgesetzt. In der Station Vöcklabruck übernahm dann der Notarzt und der Patient wurde so schnell wie möglich ins Krankenhaus Wels gebracht.

„Jeder WESTbahn-Zug ist mit einem Defibrillator ausgestattet und unsere Crew ist im Umgang damit geschult. Im öffentlichen Verkehr gehört ein Defibrillator schon wie ein Feuerlöscher zur Grundausstattung, um im Ernstfall Leben retten zu können, denn jedes Leben zählt“, erklärt DI Thomas Posch, Geschäftsführer der WESTbahn Management GmbH. „Ich bin sehr stolz auf unsere Stewardessen und Stewards, denn in Notsituationen das in der Theorie gelernte ist nicht immer so leicht in der Praxis umzusetzen. Uns ist es aber enorm wichtig, unsere Reisenden nicht nur pünktlich, sondern vor allem auch sicher an ihr Ziel zu bringen. Die Defis im Zug und die gute Ausbildung unserer Stewards und Stewardessen tragen dazu zusätzlich bei.“

„Medizinisch gesehen wissen wir, dass in punkto Überlebenschancen bei einem Herzstillstand, der sich außerhalb des Krankenhauses ereignet, tatsächlich jede Sekunde entscheidend sein kann“, meint Krammel, Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident des Vereins Puls. „Pro Minute ohne Hilfeleistung sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent. Durch rasches Eingreifen eines Ersthelfers noch vor Eintreffen der Rettung könnten bis zu 70 Prozent der Betroffenen überleben. Im Notfall gilt daher: Rufen – Drücken – Schocken. Also Notruf 144 wählen, Herzdruckmassage ausüben und dann den Defi einsetzen. Man kann nichts falsch machen. Nur Nichtstun ist falsch!“

Innsbrucks neue DEFI-Telefonzellen retten Leben – ein Puls-Projekt geht westwärts

Vielen Dank an die Stadt Innsbruck, die gemeinsam mit der Leitstelle Tirol und A1 insgesamt fünf Telefonzellen mit Laien-Defibrillatoren ausgestattet hat. Die lebensrettenden Telefonzellen erhöhen die Überlebenschance bei einem Herzstillstand. Die Standorte der fünf DEFI-Zellen sind: Innrain 6, Höttinger Au 72a, Andechsstraße 81, Maximilianstraße 4 und Klara Pölt-Weg 2.

Christoph Wellenzohn, A1 Vertriebsleiter Westösterreich, begrüßt die Initiative: „Wir stellen gerne unsere Telefonzellen als DEFI-Standorte zur Verfügung. Defibrillatoren und Telefonzellen ergänzen einander gerade bei Notfällen sehr gut. Mit dem Defibrillator bekommt die Telefonzelle eine wichtige Rolle in der Rettungskette. Zudem kann man natürlich auch heute noch von jeder Telefonzelle aus die Notrufnummern kostenlos anrufen.“

„Das Projekt liegt mir persönlich sehr am Herzen. Mit der zusätzlichen Möglichkeit, im Fall eines Herzstillstandes rasche Erste Hilfe leisten zu können, sind wir dem Ziel eine möglichst breite öffentliche und zentrale Zugänglichkeit zu Defibrillatoren zu gewährleisten, einen wichtigen Schritt näher gekommen. Zudem befinden sich auch DEFIs bei den städtischen Almen entlang der Nordkette, bei allen Innsbrucker Feuerwehren und beim Standort der Mobilen Überwachungsgruppe (MÜG) in Hötting West. Eine möglichst flächendeckende Ausstattung ist notwendig und rettet Leben, denn durch rasches Handeln können etwa zwei Drittel aller plötzlichen Herztode vermieden werden“, führt Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc, aus.

Bernd Noggler, Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, ergänzt: „Als Leitstelle Tirol sind wir für Hilfesuchende zentrale Anlaufstelle im gesamten Bundesland. Unsere Notrufexpertinnen und Notrufexperten helfen am Telefon weiter, nennen wenn nötig den nächstgelegenen Standort eines Defibrillators und leiten die Herzdruckmassage an. Durch den Ausbau des Defibrillatoren-Netzwerkes, wie mit den neuen DEFI-Zellen, ist es möglich noch schneller Leben zu retten.“

„Bei einem Herzstillstand entscheidet jede Sekunde“, erklärt Dr. Mario Krammel, geschäftsführender Präsident des Vereins Puls. „Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um zehn Prozent, nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf. Die Ersthelfer-Maßnahmen sind einfach: gemäß unserem Spruch „Rufen – Drücken – Schocken“ rufen Sie den Rettungsnotruf 144, drücken Sie anschließend schnell und kräftig in die Mitte des Brustkorbes und bringen Sie schnellstmöglich einen DEFI zum Einsatz. Fakt ist: Durch rasches Eingreifen eines Ersthelfers noch vor Eintreffen der Rettung könnten bis zu 70 Prozent der Betroffenen überleben. Mit der Verfügbarkeit der DEFIs in den A1 Telefonzellen in Innsbruck wurde somit ein weiterer wichtiger und sogar lebensrettender Schritt gesetzt.“

Foto: Thomas Steinlechner

Corona: Herzinfarktsymptome gerade auch jetzt ernst nehmen

Mit den neuerlich verschärften Maßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie rufen die Berufsrettung Wien, die MedUni Wien und der Verein Puls dazu auf, Herzinfarktsymptome immer ernst zu nehmen und keinesfalls wegen des Corona-Virus abzuwarten. „Bei Verdacht muss der Patient oder die Patientin sofort ins Spital, wartet man ab, kann das massive Folgen haben“, warnen die Experten. Eine gemeinsame Studie bestätigt nun, dass zu Beginn der ersten Welle der Pandemie zwar weniger Patient_innen mit Verdacht auf Herzinfarkt transportiert wurden jedoch der Anteil von Betroffenen welche sich mit Zeichen des akuten Herzversagens präsentierten, drastisch stieg.

Weltweit wurde seit Beginn der COVID-19 Pandemie über einen ungeklärten Rückgang der Häufigkeit von Patienten, welche sich mit einem Herzinfarkt präsentierten, berichtet. Auch in Österreich konnte im Laufe der ersten Welle der Pandemie eine um rund 40 Prozent geringere Hospitalisierungsrate von Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet werden. Ob dieser Rückgang tatsächlich durch die Beschränkungen und die damit verbundenen reduzierten körperlichen Belastungen sowie auch eine Reduktion von schädlichen Umwelteinflüssen (zB Feinstaubbelastung) oder doch durch die Angst vor einer möglichen COVID-19-Infektion einherging und sich die betroffenen Menschen einfach nicht sofort gemeldet haben, blieb bis dato unklar.

Ein neues Licht wirft nun eine Studie der Medizinischen Universität Wien und der Berufsrettung der Stadt Wien auf jene Ereignisse: Im Rahmen einer Analyse von Dr. Patrick Sulzgruber (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Wien) und Dr. Mario Krammel (Chefarzt der Berufsrettung Wien und geschäftsführender Präsident von Puls, Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes) wurden Herzinfarkt-Patient_innen, die vor und während der ersten Pandemie-Welle von der Wiener Berufsrettung betreut wurden, entsprechend ihres klinischen Zustandsbilds zum Zeitpunkt der medizinischen Erstversorgung untersucht.

Anstieg bei kritischen Fällen

Das Studienteam um Professor Alexander Niessner (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, Medizinische Universität Wien) konnte aufzeigen, dass im Laufe der ersten Pandemie-Welle auch in Wien ein Rückgang von 42 Prozent bei den durch den Rettungsdienst versorgten Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet wurde. Als wichtigstes und zugleich besorgniserregendes Resultat der Datenauswertung konnte erstmals dargelegt werden, dass der Anteil an Herzinfarkt-Patient_innen, welcher sich mit Zeichen des akuten Herzversagens sowie tödlichen Herzrhythmusstörungen präsentierten, im Laufe des Beobachtungszeitraums drastisch zunahm.

„Waren die Rettungsteams der Berufsrettung der Stadt Wien vor der COVID-19-Pandemie in weniger als sieben Prozent aller versorgten Herzinfarkte mit Zeichen des akuten Herzversagens konfrontiert, so stieg die Zahl im Rahmen der ersten Welle der Pandemie auf 23,7 Prozent aller Fälle – was für das pandemiebedingt belastete Rettungssystem der Bundeshauptstadt eine besondere Herausforderung darstellte“, meint Krammel.

„Hervorzuheben ist, dass mit einer Verzögerung von etwa zwei Wochen nach Beginn des Rückgangs der Herzinfarkte ein deutlicher Anstieg der Infarkt-Patient_innen mit Zeichen des akuten Herzversagens beobachtet wurde. Dieses Ergebnis legt die Annahme nahe, dass Personen welche Symptome eines Herzinfarkts verspürt haben, vermutlich aufgrund von Angst vor einer möglichen SARS-CoV-2 Infektion im Krankenhaus häufig erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, in einem bereits lebensbedrohlichen Zustand, medizinische Hilfe in Anspruch genommen haben.“, hält Patrick Sulzgruber, Leiter der Studie, fest.

Schnelle Hilfe gefragt

Seitens der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien wird zudem berichtet, dass mit den derzeit steigenden COVID-19 Infektionszahlen und den aktuellen Maßnahmen abermals bereits tendenziell sinkende Zahlen von Herzinfarkt-Patient_innen verzeichnet werden.

„Unter dem Aspekt der nun neuerlich stark steigenden COVID-19 Fälle muss eine Sensibilisierung für die Symptome eines Herzinfarkts innerhalb der Bevölkerung gefördert und das Vertrauen in eine sichere Behandlung von Notfällen durch die Rettung und Krankenhäuser gestärkt werden, um einen potenziell vermeidbaren kardiovaskulären Kollateralschaden samt der damit verbundenen Langzeitfolgen von Betroffenen während der COVID-19-Pandemie zu vermeiden.“ meint Professor Niessner. „Wenn typische Symptome wie etwa starke und länger als 10 Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, die in einen Arm, den Hals oder den Bauch ausstrahlen können, oder ein Engegefühl oder Brennen in der Brust auftreten, so ist ohne Verzögerung die Rettung zu verständigen.“

Die Ergebnisse des Wiener Studienteams wurden nach Prüfung durch internationale Gutachter zur Publikation freigegeben und werden demnächst in einem renommierten Fachjournal der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie publiziert.

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PhDr. Andreas Zenker MSc, MBA

Tel.: +43 664 2443242 | presse@puls.at

Lebensrettung ist Teamarbeit

Gewista/A1-Telefonzelle mit eingebautem Laien-Defi geht in Serie

Die Stadt Wien und Puls setzen gemeinsam mit A1 und Gewista einen weiteren Schritt, um die Überlebens-Chance bei einem Herzstillstand weiter zu erhöhen: der im Jänner 2020 aufgestellte Prototyp einer Telefonzelle mit eingebautem Laien-Defibrillator geht nun in Serie. Es wurden nun neun weitere dieser lebensrettenden Telefonzellen in Wien errichtet.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, Wien zur HERZsichersten Stadt zu machen“, erklärt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. „Seit 2013 wurden zahlreiche Projekte initiiert und umgesetzt, um dieses Ziel zu erreichen. Wir haben gemeinsam dem Herztod den Kampf angesagt – denn jedes einzelne Leben zählt.“ Wissenschaftlich begleitet werden die Projekte von der MedUni Wien.

Mario Krammel, geschäftsführender Präsident von Puls und Chefarzt der Berufsrettung Wien, freut sich, dass mittlerweile mehr als eintausend öffentliche Defis in Wien verfügbar sind, auf die auch die Rettungsleitstelle im Bedarfsfall zugreifen kann. Alle Amtshäuser in Wien sind mit Defis ausgerüstet und neben den Rettungsorganisationen verfügen auch fast alle Polizei- und Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge sowohl über einen Defi als auch über entsprechend geschultes Personal. Die Fortsetzung dieser Initiative gemeinsam mit A1 und der Gewista versteht sich als weiterer Schritt, um den Zugang zu Defibrillatoren und damit zu lebensrettenden Sofortmaßnahmen weiter zu erhöhen.

„Das Geheimnis der Wiederbelebung ist einfach: es geht um die Zeit, die verstreicht, bis entsprechende Wiederbelebungsmaßnahmen getroffen werden“, erklärt Puls-Präsident Harry Kopietz. „Bei einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10 Prozent, nach rund drei Minuten treten im Gehirn bereits erste nicht wiedergutzumachende Schäden auf. Die ErsthelferInnen-Maßnahmen sind einfach: gemäß unserem Spruch „Rufen – Drücken – Schocken“ rufen Sie den Rettungsnotruf 144, drücken Sie anschließend schnell und kräftig in die Mitte des Brustkorbes und bringen Sie schnellstmöglich einen der mittlerweile mehr als 1.000 verfügbaren Wiener Defis zum Einsatz.“

In der nun abgeschlossenen ersten Phase sind zehn der lebensrettenden DEFI-Telefonzellen im öffentlichen Raum verfügbar. A1 CEO Marcus Grausam begrüßt die Initiative: „Wir stellen gerne unsere Telefonzellen als DEFI-Standort zur Verfügung. Defibrillatoren und Telefonzellen ergänzen einander gerade bei Notfällen sehr gut. Mit dem Defibrillator bekommt die Telefonzelle eine wichtige Rolle in der Rettungskette. Zudem kann man natürlich auch heute noch von jeder Telefonzelle aus die Notrufnummern kostenlos anrufen. Wir freuen uns über die Etablierung des Projektes und einen weiteren Ausbau im kommenden Jahr!“

Neben dem Telefon und dem DEFI befindet sich am Standort auch ein digitales City Light der Gewista, auf dem Kampagnen zur DEFI-Nutzung und Herzgesundheit abgespielt werden. Dieser Screen dient zur Refinanzierung des Standortes, die Kosten werden von der Gewista getragen. „Wir freuen uns und es macht uns auch stolz“, so Gewista CEO Franz Solta, „nach der Etablierung von bereits elf durch die Gewista finanzierten-DEFI-Säulen – dies sind digitale Werbeträger mit eingebauten DEFIS, die 24/7 an innerstädtischen Standorten verfügbar sind –, nun mit der Errichtung von in Summe zehn Gewista/A1-DEFI Telefonzelle einen weiteren Public Value-Beitrag zur Herzsicherheit in Wien leisten zu dürfen. Die Gewista/A1-DEFI Telefonzellen sind, wie auch die bereits bestehenden öffentlichen DEFI-Säulen der Gewista, im unmittelbaren Standortumfeld mit einem von der Gewista, der Stadt Wien und dem Verein Puls entwickelten Schilderleitsystem ausgestattet, das den Abstand zum jeweiligen DEFI-Standort in lebensrettenden Sekunden anzeigt. Dieses Schilderleitsystem wurde von der Gewista – die auch die Kosten für die Errichtung und Wartung trägt – bereits rund um öffentliche DEFIS an acht Wiener Märkten installiert. Hierbei handelt es sich um das erste öffentliche Leitsystem zu Defis, das in einer Stadt realisiert wurde und die klare Botschaft vermittelt, dass bei der Lebensrettung mit einem Defi „Jede Sekunde zählt!“.

Die Telefonzellen werden jederzeit zugänglich sein, ein eigenes Schildersystem weist den HelferInnen schnell den Weg zum lebensrettenden Defi. Das Schilderleitsystem hat sich bereits bewährt und ist seit 2019 auch rund um acht Wiener Märkte im Einsatz.

Standorte:

  1. 1010, Rotenturmstraße gegenüber 23
  2. 1020, Praterstr. 32 (2020)
  3. 1030, Rennweg 31 (2020)
  4. 1040, Prinz Eugen Str. gg Belvedere Quartier (Wiedner Gürtel 4)
  5. 1040, Wiedner Hauptstr. 11
  6. 1010, Milchgasse 1
  7. 1010, Teinfaltstr. 1
  8. 1070, Museumsplatz 1
  9. 1010, Johannesgasse 35
  10. 1090, Berggasse 25

Inbetriebnahme der A1-Gewista-Defi-Telefonzelle:

Rückfragen an:

PhDr. Andreas Zenker MSc, MBA

Tel.: +43 664 2443242 | presse@puls.at