Herzstillstand: Der Einfluss eines polizeilichen Erstversorgungssystems

Unter der Leitung von Mario Krammel (MUW, Puls, Berufsrettung Wien) und Elisabeth Lobmeyr (MUW, Puls) hat ein 12-köpfiges Forscherteam der Medizinischen Universität Wien (MUW) und Puls (Verein zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes) insgesamt 85 Einsatzfälle der Polizei untersucht, bei der AEDs zum Einsatz kamen. Damit sollte der Einfluss eines qualitativ hochwertigen polizeilichen Erstversorgungssystems auf ein qualitätsvolles Leben nach einem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses nachgewiesen werden.

Abbildung: Kaplan-Meier-Überlebensdiagramm, das Patienten mit Polizei-AED mit Patienten ohne Polizei-AED vergleicht, unter Verwendung des Log-Rank-Tests (p = 0,048). 
AED= automatische externe Defibrillation.
Abbildung: Kaplan-Meier survival plot comparing patients receiving police AED to patients without police AED using log rank test (p = 0.048). AED= automated external defibrillation.

Ausgangssituation:
Die Bemühungen von Laien, bei einem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses (OHCA) eine grundlegende Lebenserhaltung (BLS) zu initiieren, sind in der westlichen Gesellschaft nach wie vor vergleichsweise gering. Daher wurden zur Verkürzung der No-Flow-Zeiten bei Herzstillstand in städtischen Gebieten mehrere mit automatisierten externen Defibrillatoren (Pol-AED) ausgestattete polizeiliche Erstversorgungssysteme eingerichtet, die in der Folge eine frühzeitige BLS- und AED-Verabreichung durch Polizeibeamte ermöglichen. Daten über die Qualität des Einsatzes von BLS und AED in einem solchen System und seine Auswirkungen auf das PatientInnenergebnis sind jedoch nach wie vor limitiert und lassen keine allgemein gültigen Schlussfolgerungen zu.

Methode:
Daher wurden im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung insgesamt 85 Pol-AED-Fälle nach dem Zufallsprinzip einer geschlechts-, alters- und rhythmusangepassten Nicht-Pol-AED-Kontrollgruppe (n = 170) im Verhältnis 1:2 zugeordnet. Daten zur Qualität der BLS wurden über transthorakale Impedanz-Verfolgung der verwendeten AED-Geräte extrahiert.

Ergebnisse:
Beim Vergleich von Pol-AED-Fällen und der Kontrollgruppe konnte eine ähnliche Kompressionsrate pro Minute (p = 0,677) und ein ähnliches Kompressionsverhältnis (p = 0,651) beobachtet werden, was eine insgesamt hohe Qualität der von PolizeibeamtInnen verabreichten BLS widerspiegelt. Die Zeit bis zum ersten Schock war in Pol-AED-Fällen signifikant kürzer (6 Minuten [IQR: 2-10] vs. 12 Minuten [IQR: 8-17]; p<0,001). Während Pol-AED nicht mit einer erhöhten anhaltenden Rückkehr der spontanen Zirkulation (p = 0,564) assoziiert war, wurde eine starke und unabhängige Auswirkung auf das Überleben bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus (adj. OR: 1,85 [95%CI: 1,06-3,23; p = 0,030]) und eine Borderline-Signifikanz für die Assoziation mit einem günstigen neurologischen Ergebnis (adj. OR: 1,58 [95%CI: 0,96-2,89; p = 0,052) beobachtet.

Schlussfolgerung:
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass in den bewerteten Pol-AED Fällen ein frühzeitiges qualitätsvolles BLS  und der Einsatz eines hochwertigen AEDs nachgewiesen werden konnte. Demnach beeinflusst eine Pol-AED-Versorgung die Überlebensrate positiv und wirkt sich darüber hinaus in neurologischer Hinsicht signifikant auf ein qualitätsvolles Leben der PatientInnen aus.

AutorInnen:

  • Mario Krammel (MUW | Puls | Berufsrettung Wien)
  • Elisabeth Lobmeyr (MUW | Puls)
  • Patrick Sulzgruber (MUW | Puls)
  • Markus Winnisch (MUW | Puls)
  • David Weidenauer (MUW | Puls)
  • Michael Poppe (MUW)
  • Philip Datler (MUW)
  • Sebastian Zeiner (MUW)
  • Markus Keferboeck (MUW)
  • Jakob Eichelter (Puls)
  • Thomas Hamp (MUW | Puls)
  • Thomas Uray (MUW)
  • Sebastian Schnaubelt (MUW | Puls)
  • Alexander Nürnberger (MUW)

Vollständigen Fachartikel nachlesen unter: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0233966