Karina Loy-Fak

„Es war am 19. März 2006 – einem Sonntag – um etwa fünf Uhr nachmittags, als mein Leben eine drastische Wendung nehmen sollte…“

Ich lag schon ein paar Tage mit meinem Mann im Bett, uns plagte eine heftige Grippe. Außerdem schmerzten mich schon seit einiger Zeit meine Brust und meine linke Hand. Ich dachte, dass das Verspannungen vom vielen Liegen seien. Auch hätte es mit meinem Asthma, das mich seit über 20 Jahren begleitet, in Zusammenhang stehen können. Ich war erschöpft und mir war speiübel. Wir überlegten, in ein Krankenhaus zu fahren, aber ich erklärte meinem Mann, dass es nicht so schlimm wäre und wir auch erst am nächsten Tag, also am Montag, fahren könnten.

Es war circa fünf Uhr nachmittags, als es passierte – von einer Sekunde auf die Andere. Ich dachte noch: „Jetzt kotz’ ich mich endgültig an …“ Es folgte ein Schweißausbruch und ein stechender Schmerz in der Brust, so als würde jemand mit einem Messer in mein Herz bohren. Meine Zunge schwoll zu einem dicken, pelzigen, schwammartigen Etwas an. Ich setzte mich auf, röchelte und schnappte wie ein Fisch am Trockenen. Mein Mann kam sofort, um nach mir zu sehen. Er sah ein letztes Aufbäumen, hörte ein Krächzen, und dann fiel ich um – und war tot!

Von diesem Moment an hatte ich sehr viel Glück und einige Schutzengel an meiner Seite. Mein Mann war sofort zur Stelle. Er legte mich auf die Wohnzimmerbank und kontrollierte meinen Puls. Doch er konnte ihn nicht fühlen. Kein Atemgeräusch war zu vernehmen, mein bewusstloser Zustand und meine blasse Gesichtsfarbe ließen ihn Schlimmes erahnen. Er begann mit den ersten Wiederbelebungsversuchen – vergeblich. Dann rief er die Rettung an und teilte am Telefon mit, dass ich scheinbar einen Herzanfall gehabt hätte und sie sich beeilen mögen. Im Anschluss brachte er rasch meinen Hund zu meiner Nachbarin. Er war wie gelähmt, als sie ihm die Tür öffnete. Geschockt stotterte er: „Die Karina ist weg…“ Sie verstand nicht: „Ja, und? Wo ist sie denn hingegangen?“ „Ich glaube, sie ist tot.“

Meine Nachbarin ist eine sehr liebenswerte Person und immer da, wenn man sie braucht. Sie stürmte mit meinem Mann zurück zu mir, legte sich mit ihrem ganzen gewaltigen Umfang auf mich und blies Luft in meine Lungen, so stark sie nur konnte. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor die Rettungsmannschaft eintraf. Meine Chancen sanken von Minute zu Minute. Endlich traf das Rettungsteam ein. Sie gaben ihr Bestes. Zwischendurch ein kurzes Kammerflimmern, dann wieder die Nulllinie. Mein Zustand änderte sich nicht. Auch das Einsatzteam der Rettung war sich einig, dass da wohl nichts mehr zu machen wäre.

Aber mein Mann gab nicht auf. Er konnte gar nicht anders. Mit flehendem Gesichtsausdruck blickte er einen der Notärzte an. Der erwiderte seinen Blick, er konnte ihn nur zu gut verstehen. Es war eine schlimme Sache, nicht zuletzt des Alters wegen. Ich war erst 33 Jahre alt. Also versuchte mein „Rettungs-Engel“ weiter sein Glück. Und tatsächlich – er schaffte es und holte mich wieder zurück. Während dieser ganzen Zeit hatte ich einen sehr eigenartigen Traum – real, mit bitterem Beigeschmack – der mir ewig lang erschien.

Es folgten 24 Tage im Wachkoma im Wiener AKH und drei Rehabilitationsaufenthalte. Heute bin ich seit einem Jahr Mama. Ich denke, Gott muss wohl auch seine Hände im Spiel gehabt haben.