Drei neue Studien zur Diversität von Puppen für Laienreanimationstrainings:
Eine Übersichtsarbeit zum Einfluss des Aussehens der Puppe, eine internationale Umfragestudie zur Verwendung von verschiedenen Reanimationspuppen, sowie das Aufzeigen fehlender Diversität der verwendeten Puppen im Rahmen der Kampagne „Get Trained Save Lives“.
Bereits im letzten Jahr wurden zwei PULS-Mitglieder für ein geplantes Projekt zur Untersuchung des Einflusses des Aussehens von verschiedenen Puppen beim Laienreanimationstraining mit dem Veronika Fialka-Moser-Diversitäts-Preis ausgezeichnet. Im Rahmen dieses Projektes wurde nun die bisher bestehende Evidenz zu diesem Thema von einem internationalen Autor*innen-Team (zahlreiche PULS-Mitglieder führend innvolviert) gesammelt und in einer Übersichtsarbeit beschrieben. Es wurden 11 Studien gefunden, welche den Einfluss von diversen Anpassungen von „Standard“-Puppen untersuchen – vier sammelten Daten von Reanimationspuppen bei Online-Kursen und auf Bildern in sozialen Medien. Der größte Teil der Studien verwendet sogenannte „Do-It-Yourself“ Adaptierungen. Die einzige Studie mit Puppen mit dunkler Hautfarbe konnte zeigen, dass durch die Verwendung dieser das Engagement während des Trainings gesteigert werden konnte. Die verwendeten Puppen repräsentieren leider nach wie vor nicht immer die Vielfalt der Gesellschaft, in welcher wir leben – auch in Österreich. Als Hindernis für die Verwendung dieser wurden die hohen Kosten und die Verfügbarkeit der Puppen genannt. Eine ausführliche Zusammenfassung kann man sich auch in folgendem Podcast anhören.
Hier geht’s zur Studie: https://doi.org/10.1136/emermed-2024-214778
Um diese Ergebnisse weiter in den Kontext der gängigen Praxis zu setzen, wurde danach eine Umfrage durchgeführt: Diese von PULS-Mitgliedern geleitete internationale Studie beleuchtete das Aussehen von Reanimationspuppen für Laienreanimationstrainings weltweit. Dabei wurden insgesamt Daten von über 5 000 Puppen von 133 Organisationen aus über 40 Ländern gesammelt. Mehr als die Hälfte aller teilnehmenden Organisationen verwendet ausschließlich „Standard“-Puppen, also jene, die einem jungen, schlanken, durchtrainierten, weißen Mann ähneln. Nur 20% der Organisationen verwenden weibliche Reanimationspuppen. Die Teilnehmenden gaben an, dass durch die Verwendung verschiedener Puppen das Laienreanimationstraining realistischer gestaltet werden kann, Inklusion unterstützt wird und Laien besser auf einen echten Einsatz vorbereitet werden. Als Hindernisse wurden hohe Kosten, ein geringes Bewusstsein für die Notwendigkeit verschiedener Übungspuppen, sowie institutioneller Widerstand gegen Veränderungen genannt. Es wird also Zeit, diese Thematik anzupacken!
Hier geht’s zur Studie: https://doi.org/10.1016/j.resplu.2025.100984
Um diese Problematik weiter darzustellen und Beteiligte wachzurütteln, wurde schließlich in einer weiteren Übersicht durch PULS-Mitglieder die Puppendiversität während der „Get Trained Save Lives“ (GTSL) Kampagne des Europäischen Rates für Wiederbelebung (ERC) analaysiert. Diese wurde im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Zusammenarbeit mit der Union of European Football Associations (UEFA) durchgeführt. Eckpfeiler der Kampagne waren ein interaktives Online-Reanimations-Training, die Schulung von Laien in der Wiederbelebung in den Fanzonen, sowie die Schulung von Spielern und Betreuer*innen der teilnehmenden Fußballnationalmannschaften. Insgesamt erhielten mehr als 40.000 Personen ein Reanimations-Training. Um die Puppendiversität während der GTSL-Kampagne zu analysieren, wurden alle Posts, die ein Reanimationstraining zeigen, sowie Awareness-Posts auf den Instagram-Kanälen des ERC und der UEFA ausgewertet. Insgesamt wurden 28 Posts mit 127 Übungspuppen gefunden. Dabei wurde leider kein einziges Bild mit einer weiblichen Puppe gefunden, und nur 38 (30 %) Puppen hatten eine dunkle Hautfarbe – definitiv nicht die facettenreiche Gesellschaft in der wir leben, Sport treiben und als Fans Fußballteams zujubeln.
Hier geht’s zur Studie: 10.1016/j.resuscitation.2025.110595
PULS setzt sich dafür ein, die verschiedensten Facetten unserer Gesellschaft auch in den bei Schulungen verwendeten Reanimationspuppen darzustellen. Damit soll Awareness dafür geschaffen werden, dass nicht nur junge, schlanke, weiße Männer einen Kreislaufstillstand erleiden, und dass lebensrettende Sofortmaßnahmen alle angeht. Nimm Kontakt mit unserem Büro auf, wenn auch du hier einen Beitrag leisten möchtest!